Abgemagert bis auf die Knochen Schockierende Fotos von iranischem Bürgerrechtsaktivisten im Gefängnis veröffentlicht

Seit 2018 sitzt Farhad Meysami in iranischer Haft. Über soziale Medien wurden nun Fotos veröffentlicht, die den Arzt nach mehrmonatigem Hungerstreik zeigen sollen. Sie sind schwer zu ertragen.
»Das Leben meines Mandanten ist in Gefahr«, schreibt Meysamis Anwalt

»Das Leben meines Mandanten ist in Gefahr«, schreibt Meysamis Anwalt

Foto:

Mohammad Moghimi / REUTERS

Bilder eines offenbar im Hungerstreik befindlichen iranischen Aktivisten haben große Besorgnis ausgelöst. In sozialen Medien wurden zuletzt Fotos des seit 2018 inhaftierten Aktivisten Farhad Meysami gepostet. Darauf ist der bekannte 53-Jährige mit rasiertem Kopf und völlig abgemagert zu sehen. Wer die Fotos machte und wie genau sie an die Öffentlichkeit gelangten, ist unklar.

Farhad Meysami: Laut Anwalt 52 Kilo verloren

Farhad Meysami: Laut Anwalt 52 Kilo verloren

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Mohammad Moghimi / REUTERS

Meysami ist seit mehr als vier Jahren in Haft. Die Justiz wirft ihm Verstöße gegen die »nationale Sicherheit« vor. Bereits 2018 war der bekannte Aktivist in den Hungerstreik getreten. Seit Ausbruch der jüngsten Proteste im Herbst 2022 verweigerte der Mann in der Gohardascht-Haftanstalt in Karadsch nahe der Hauptstadt Teheran die Nahrungsaufnahme. Medienberichten zufolge fordert Meysami ein Ende der Exekutionen von Demonstranten, die Freilassung politischer Gefangener und das Ende der strengen islamischen Kleidungsordnung.

Prominente Politiker und Intellektuelle fordern Meysamis Freilassung. Der iranische Politologe Abbas Abdi setzte sich auf Twitter mit einem Appell dafür ein. Der Menschenrechtsaktivist Hossein Ronaghi, der zuletzt selbst inhaftiert war und auf Kaution frei kam, schrieb, Meysami verdiene keinen Gefängnisaufenthalt. Seine Situation sei »schmerzhaft«, schrieb Ronaghi auf Twitter. »Die Verantwortung für sein Leben liegt bei der Islamischen Republik.«

Vielleicht liege ein Ausweg in »kreativen und gewaltfreien Aktionen«, twitterte Anwalt Mohammad Moghimi . Schon vor einem Monat habe er auf den besorgniserregenden Zustand Meysamis hingewiesen und geschrieben: »Das Leben meines Mandanten Farhad Meysami ist in Gefahr. Er ging in Hungerstreik, um gegen die jüngsten Morde der Regierung auf der Straße zu protestieren.« Meysami habe 52 Kilo abgenommen.

So sah er mal aus: Farhad Meysami auf einem älteren Foto

So sah er mal aus: Farhad Meysami auf einem älteren Foto

Foto:

privat

Die iranischen Behörden widersprachen am Freitag den Berichten. Meysamis Gewichtsverlust erklärte die Justiz mit einer Darmerkrankung, wie das Nachrichtenportal Misan berichtete. Auch soll er seinen Hungerstreik unterbrochen und ärztliche Hilfe erhalten haben. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben zunächst nicht.

Regime veröffentlicht Foto mit Lebensmittelpackungen

Die halbstaatliche Nachrichtenagentur Young Journalists Club veröffentlichte zum Beweis über einen besseren Zustand ein angeblich neues Foto von Meysami, auf dem er weniger abgemagert aussieht – neben ihm befinden sich rein zufällig Lebensmittelpackungen .

Am Donnerstag hatten Aktivisten nach Reuters-Angaben bekannt gegeben, der iranische Filmregisseur Jafar Panahi habe im Gefängnis einen Hungerstreik begonnen, um gegen die Weigerung der Behörden zu protestieren, ihn bis zu einem Wiederaufnahmeverfahren vorübergehend gegen Kaution freizulassen.

Panahi wurde demnach im Juli festgenommen und solle eine Haftstrafe verbüßen, die ursprünglich 2010 von einem Gericht in Teheran verhängt worden war, inmitten eines verstärkten Vorgehens gegen abweichende Meinungen.

sol/dpa/Reuters
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