»Islamischer Staat« Anführer der Terrormiliz IS bei US-Militäreinsatz in Syrien getötet

Zerstörtes Haus in Atma in Syrien: Der US-Angriff fand in der Nacht zu Donnerstag statt
Foto: Yahya Nemah / EPADas US-Militär hat laut Angaben des Weißen Hauses bei einem Einsatz im Nordwesten Syriens den Anführer der Terrormiliz »Islamischer Staat« (IS) getötet. Er habe den Einsatz in der vergangenen Nacht gegen Abu Ibrahim al-Haschimi al-Quraischi angeordnet, erklärte US-Präsident Joe Biden am Donnerstag.
»Wir haben Abu Ibrahim al-Haschimi al-Quraischi vom Schlachtfeld genommen – den Anführer von ISIS«, sagte Biden und verwendete dabei die in den USA übliche Bezeichnung für die IS-Miliz. Laut Angaben eines US-Regierungsvertreters sprengte sich der IS-Anführer während des US-Einsatzes selbst in die Luft. Das Vorgehen habe »die Welt zu einem sichereren Ort gemacht«, sagte Biden. Er wollte noch am Donnerstag (15.30 Uhr MEZ) in einer Rede an die Nation weitere Details bekannt geben.
Abu Ibrahim al-Haschimi al-Quraischi wurde am 31. Oktober 2019 nach dem Tod Abu Bakr al-Baghdadis als neuer Chef der Terrormiliz IS präsentiert. Über seine Identität wurde lange gerätselt. Recherchen des britischen »Guardian« von 2020 legen nahe, dass sich hinter dem Pseudonym ein Mann namens Amir Mohammed Abdul Rahman al-Mawli al-Salbi verbarg.
Er war laut Nachrichtendiensten bis zu seiner Ernennung zum IS-Führer einer der ranghöchsten Iraker. Ebenso wie Baghdadi war auch Salbi ein studierter Theologe. Er soll als IS-Ideologe 2014 die Massaker an den Jesiden im nordirakischen Sindschar und die Versklavung von deren Frauen religiös gerechtfertigt haben. Dem »Guardian« zufolge sei Salbi bereits 2004 von den US-Amerikanern in Camp Bucca inhaftiert worden. Dort habe Salbi unter anderem Baghdadi kennengelernt.
Mehrere Zivilisten bei Einsatz getötet
Laut Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden bei der Luftlandeoperation auch 13 Zivilisten getötet, unter ihnen auch vier Kinder. Die Militärkoalition habe zudem Ziele nördlich der Region Idlib bombardiert. Die Gefechte dauerten demnach bis in die Nacht an. Ein Aktivist in der Region sagte der Nachrichtenagentur dpa, dass der IS-Anführer verdächtigt werde, Drahtzieher des schweren Anschlages auf ein Gefängnis im Nordosten Syriens zu sein. Dabei wurden in der Stadt Al-Hassaka Ende Januar mehr als 300 Menschen getötet. Der Angriff galt als der schwerste seit vielen Jahren. Beobachter befürchteten ein Wiedererstarken der Dschihadisten.
Anwohner berichteten einem dpa-Fotografen in Syrien am Donnerstag, die Gefechte rund um ein Haus hätten gut drei Stunden lang gedauert. Das Ziel befand sich nur wenige Kilometer vom Ort entfernt, wo US-Spezialkräfte im Herbst 2019 den damaligen IS-Chef Baghdadi bei einem Einsatz getötet hatten.
Im Bürgerkriegsland Syrien kämpft eine Militärkoalition unter Führung der USA gegen die Terrormiliz IS. Der IS hatte im Sommer 2014 große Gebiete im Norden des Irak in seine Gewalt gebracht. Kurz darauf riefen die Dschihadisten ein Kalifat aus, zu dem auch Regionen im Nachbarland Syrien gehörten. Militärisch wurde die Terrormiliz im März 2019 besiegt. Sie ist jedoch weiter in beiden Ländern aktiv und verübt immer wieder Anschläge.