Luftangriffe Israel bombardiert Gazastreifen – fünf Minuten vor vereinbarter Waffenruhe

Ab 22.30 Uhr sollten die Waffen schweigen: Unmittelbar vor Inkrafttreten einer Feuerpause hat die israelische Armee nach eigenen Angaben eine »Vielzahl von Zielen« im Gazastreifen beschossen.
Explosion im Gazastreifen (am 7. August)

Explosion im Gazastreifen (am 7. August)

Foto: Khaled Omar / Xinhua / IMAGO

Zuletzt hatte es die schwersten Gefechte seit rund einem Jahr gegeben. Doch mit der jüngst vereinbarten Waffenruhe gibt es zumindest leise Hoffnung auf eine Entspannung im Nahen Osten. Allerdings hat die israelische Armee nach eigenen Angaben kurz vor Inkrafttreten der Feuerpause mit der militanten Palästinenserorganisation »Islamischer Dschihad« weitere Luftangriffe auf Gaza geflogen.

Um 23.25 Uhr Ortszeit und damit fünf Minuten vor Inkrafttreten der Waffenruhe habe die Armee einen »letzten Angriff« ausgeführt, erklärte ein Sprecher in der Nacht zum Sonntag. Er korrigierte damit vorherige Angaben, wonach der Angriff nach Inkrafttreten der Feuerpause erfolgt sei.

Israel hatte seit Freitag Ziele der militanten Palästinenserorganisation »Islamischer Dschihad« im Gazastreifen bombardiert. Dabei wurden nach palästinensischen Angaben 44 Menschen getötet und mehr als 300 weitere verletzt. Als Reaktion auf die Luftangriffe feuerte der »Islamische Dschihad« Hunderte Raketen Richtung Israel ab.

Am Sonntag einigten sich Israel und der »Islamische Dschihad« auf Vermittlung Ägyptens dann auf eine Waffenruhe, die um 23.30 Uhr (Ortszeit, 22.30 Uhr MESZ) in Kraft trat. Der »Islamische Dschihad« betonte jedoch sein Recht, auf jegliche neue »Aggression« Israels zu reagieren.

Auch die israelische Regierung bestätigte ein Inkrafttreten der Waffenruhe ab 23.30 Uhr. Das Büro von Ministerpräsident Jair Lapid warnte aber: »Wenn die Waffenruhe verletzt wird, behält sich der Staat Israel das Recht vor, hart darauf zu reagieren.«

Die jetzige Gewalteskalation ist die heftigste im Gazastreifen seit Mai vergangenen Jahres. Die im Gazastreifen seit 2007 regierende radikalislamische Hamas hatte damals Raketen Richtung Israel abgefeuert, woraufhin die israelische Luftwaffe Ziele im Gazastreifen bombardierte. Während der elftägigen Gefechte wurden im Gazastreifen mehr als 260 Menschen getötet, in Israel gab es 13 Tote.

Auch Beschuss auf Jerusalem gemeldet

Der Konflikt zwischen der israelischen Armee und Islamisten im Gazastreifen hat sich im Verlauf des Wochenendes zugespitzt. Bei Luftangriffen im Rahmen der Militäraktion »Morgengrauen« tötete die israelische Armee auch den südlichen Kommandeur des »Islamischen Dschihad«, Chalid Mansur, wie das Militär am Sonntag mitteilte.

Zu Beginn der Militäroperation hatte Israel den Dschihad-Militärchef Taisir al-Dschabari und weitere PIJ-Mitglieder getötet. Nach israelischen Angaben plante der »Islamische Dschihad« eine Attacke mit Panzerabwehrraketen im Grenzgebiet zum Gazastreifen. Israel sperrte über mehrere Tage hinweg Gebiete am Rande des Küstenstreifens ab und erhöhte die Alarmbereitschaft. Der Eskalation vorangegangen war die Festnahme eines PIJ-Anführers im Westjordanland, Bassem Saadi, am Montag.

Erstmals in dieser Runde der Gewalt schossen militante Palästinenser Raketen auch auf Jerusalem. Seit Beginn der Operation am Freitag wurden nach Armeeangaben mehr als 500 Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuert. Bis Sonntagabend heulten in zahlreichen Städten die Warnsirenen, darunter auch in Tel Aviv. Fast alle der Geschosse, die israelische Wohngebiete bedrohten, konnten demnach von der Raketenabwehr Iron Dome abgefangen werden.

jok/AFP
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren