Umstrittene Reform in Israel Generalstaatsanwältin nennt Netanyahu-Eingriff in Justizumbau illegal

Benjamin Netanyahu hat die umstrittene Justizreform zur Chefsache erklärt – er selbst profitiert von ihr, weil gegen ihn wegen Korruption ermittelt wird. Generalstaatsanwältin Gali Baharav-Miara warnt vor Konsequenzen.
Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu: Unter Korruptionsverdacht

Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu: Unter Korruptionsverdacht

Foto: Abir Sultan / dpa

Israels Generalstaatsanwältin Gali Baharav-Miara hat die Beteiligung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu an der umstrittenen Justizreform als illegal eingestuft und vor Konsequenzen gewarnt. »Ihre Erklärung von gestern Abend und alle Maßnahmen, die in dieser Angelegenheit ergriffen werden, sind rechtswidrig und durch einen Interessenkonflikt belastet«, schrieb Baharav-Miara in einem in israelischen Medien veröffentlichen Brief an Netanyahu.

»Lex Netanyahu« verabschiedet

Der Regierungschef hatte am Donnerstagabend in einer Ansprache an die Nation zu Einheit aufgerufen und verkündet, sich künftig an dem umfassenden Gesetzesvorhaben intensiv beteiligen zu wollen. Baharav-Miara hatte dies Anfang Februar untersagt, da er von den geplanten Änderungen in dem aktuell gegen ihn laufenden Korruptionsprozess profitieren könnte. Bisher wurde die Umsetzung der Reformpläne von Justizminister Jariv Levin sowie dem Abgeordneten Simcha Rothman federführend geleitet.

Vor der Rede Netanyahus hatte Israels Parlament ein Gesetz verabschiedet, das die Amtsenthebung eines Regierungschefs deutlich schwieriger macht. Es war die erste Gesetzesänderung im Rahmen der höchst umstrittenen Justizreform der rechts-religiösen Regierung. Die Änderung gilt als persönlich auf Netanyahu zugeschnitten, der aktuell wegen Betrugs, Untreue und Bestechlichkeit angeklagt ist. Deshalb wird sie auch als »Lex Netanyahu« bezeichnet. Er hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen und betont, die Pläne der Regierung hätten nichts mit seinem Prozess zu tun.

Die Koalition um Netanyahu wirft dem Höchsten Gericht eine übermäßige Einmischung in politische Entscheidungen vor. Dem Parlament soll es deshalb künftig möglich sein, mit einfacher Mehrheit Entscheidungen des Höchsten Gerichts aufzuheben. Zudem soll die Zusammensetzung des Gremiums zur Ernennung von Richtern geändert werden. Kritiker sehen die Gewaltenteilung in Gefahr und warnen vor einer gefährlichen Staatskrise.

muk/dpa
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