Israelischer Minister im »Haram al-Scharif« Arabische Staaten wettern gegen Tempelberg-Besuch von Hardliner Ben-Gvir

Kaum im Amt, provoziert Israels neuer Minister für Nationale Sicherheit mit einem Rundgang über den heiligen Tempelberg. Von Ankara bis Amman gibt es scharfe Reaktionen – Ben-Gvir keilt auf Twitter zurück.
Israelische Polizisten eskortieren jüdische Besucher zum Gelände der Aksa-Moschee in der Jerusalemer Altstadt

Israelische Polizisten eskortieren jüdische Besucher zum Gelände der Aksa-Moschee in der Jerusalemer Altstadt

Foto: Maya Alleruzzo / AP / dpa

In den vergangenen Jahren hatten sich die diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und einigen seiner Nachbarn spürbar verbessert. Zuletzt hatten die Vereinigten Arabischen Emirate 2020 Gespräche mit Israel aufgenommen. Nun könnte ein Besuch des rechtsextremen Ministers Itamar Ben-Gvir auf dem für Muslime heiligen Tempelberg für neuen Ärger sorgen. Der Minister für Nationale Sicherheit hatte trotz Warnungen am Mittag den geheiligten Bezirk besucht.

Nun haben mehrere arabische Staaten die Visite scharf kritisiert.

Die »Erstürmung« des Areals vor der Aksa-Moschee durch einen israelischen Minister werde »scharf verurteilt«, heißt es in einem Statement des Außenministeriums der Vereinigten Arabischen Emirate. Israel müsse die »ernsten und provokanten Verstöße, die hier stattfinden, sofort beenden«. Die Regierung müsse die Verantwortung übernehmen, Spannungen in der Region abzubauen.

Auch die Türkei zürnte ob des Besuchs und nannte ihn einen »provozierende Aktion«. »Wir fordern Israel dazu auf, verantwortungsvoll zu handeln und Handlungen zu vermeiden, die den Status und die Heiligkeit religiöser Orte in Jerusalem berühren, um eine Eskalation in der Region zu vermeiden«, heißt es aus dem Außenministerium in Ankara.

Auch Saudi-Arabien, Kuwait und Katar verurteilten in eigenen Statements den Besuch Ben-Gvirs auf dem Tempelberg.

Hintergrund für die Furcht vor Spannungen in der Region ist eine Warnung der radikalislamischen Hamas. Die im Gazastreifen herrschende islamistische Palästinenserorganisation hatte vor einem solchen Besuch Ben-Gvirs gewarnt und mit einer neuen schweren Eskalation gedroht. Der zweite Palästinenseraufstand Intifada hatte im Jahre 2000 nach einem demonstrativen Besuch des damaligen Oppositionsführers Ariel Scharon auf dem Tempelberg begonnen. Ben-Gvir hatte sich dennoch unter Polizeischutz an den religiösen Ort begeben.

Im Judentum wie Islam heilig

Der Tempelberg wird im Islam als Haram al-Scharif, als der edle Ort bezeichnet. Mit dem Felsendom und der Aksa-Moschee ist er die drittheiligste Stätte im Islam. Zugleich ist der Berg über der Klagemauer aber auch im Judentum heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Der Tempelberg steht unter muslimischer Verwaltung, während Israel für die Sicherheit zuständig ist.

Laut einer Vereinbarung mit den muslimischen Behörden dürfen Jüdinnen und Juden die Anlage besuchen, dort aber nicht beten. Dagegen gibt es jedoch immer wieder Verstöße. Ben-Gvir hatte diese Vereinbarung als rassistisch und als Diskriminierung gegen jüdische Gläubige kritisiert. Die Palästinenser werfen Israel vor, es wolle seine Kontrolle über die heilige Stätte ausweiten.

Nach seinem Besuch twitterte Ben-Gvir, mit der neuen Regierung in Israel hätten sich »die Zeiten geändert«. Er werde sich durch die Hamas, eine »abscheuliche mörderische Organisation«, nicht erpressen lassen. Der Tempelberg stehe allen offen.

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Ben-Gvir ist Politiker der rechtsextremen Ozma Jehudit und ist Teil der neuen rechts-religiösen Regierung Benjamin Netanyahus, die am Donnerstag in Israel vereidigt worden ist. Er war in der Vergangenheit wegen rassistischer Hetze und Unterstützung einer jüdischen Terrororganisation verurteilt worden.

mrc/dpa/AP/Reuters
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