Bericht der »Washington Post« Israel soll Chemiewaffenanlagen in Syrien angegriffen haben

Raketen über dem Nachthimmel von Damaskus (Archivbild)
Foto: Hassan Ammar/ APIsrael soll in den vergangenen zwei Jahren zweimal Chemiewaffenanlagen in Syrien angegriffen haben, um zu verhindern, dass die Machthaber in Damaskus die Produktion chemischer Waffen wieder aufnehmen. Das berichtet die »Washington Post« .
Die Zeitung beruft sich auf aktuelle und ehemalige Geheimdienstmitarbeiter, die namentlich nicht genannt werden wollten. Eine Person, die mit der Operation vertraut war, bestätigte der Nachrichtenagentur Reuters den Bericht.
Das israelische Militär kommentierte die Meldung nicht, auch die syrische Regierung gab keine Stellungnahme ab.
Angriff auf Villa im März 2020
Im März vergangenen Jahres soll Israel dem Bericht zufolge einen ersten Angriff geflogen haben – gegen eine Villa südlich von Homs. Demnach soll das Areal nach Ansicht der Israelis eine Rolle bei der Beschaffung einer Chemikalie gespielt haben, mit der sich unter anderem der Nervenkampfstoff Sarin herstellen lässt.
Anschließend sollen die israelischen Geheimdienste weitere verdächtige Aktivitäten festgestellt haben. Daraufhin hätten israelische Jets am 8. Juni 2021 drei militärische Ziele in der Nähe von Damaskus und Homs attackiert. Dem Bericht zufolge sollten die Angriffe verhindern, dass das Assad-Regime erneut Chemiewaffen entwickeln könne. Es habe sich um präventive Angriffe gehandelt, heißt es. Bei dem Luftschlag starben demnach insgesamt sieben Menschen.
Amerikanische Regierung soll informiert worden sein
Laut »Washington Post« wurden Beamte der US-amerikanischen Biden-Regierung als auch der damaligen Trump-Regierung kurz nach den Luftschlägen über die Operationen informiert.
Israel hatte in der Vergangenheit wiederholt zugegeben, Ziele in Syrien aus der Luft bombardiert zu haben. Allerdings handelte es sich dabei nach Angaben des israelischen Militärs meist um iranische Stellungen in Syrien; das iranische Regime unterstützt das syrische. Die israelische Regierung betrachtet ein mögliches Chemiewaffenprogramm Syriens als ernsthafte Bedrohung.
Offiziell hat das Assad-Regime sein Chemiewaffenprogramm 2013 beendet und ein Jahr später sämtliche Gift- und Nervengasbestände aufgegeben. Allerdings handelte es sich dabei wohl nur um jene Chemiewaffen, die das Assad-Regime selbst deklariert hatte.
Assad-Regime tötete Tausende Menschen mit Chemiewaffen
Untersuchungen der Uno und der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) ergaben, dass die Truppen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad zwischen 2015 und 2018 immer wieder den Nervenkampfstoff Sarin sowie Chlorbomben eingesetzt hatten. Den Ermittlern zufolge wurde bei den Angriffen Tausende Menschen getötet oder verletzt.
Im Juni sagte der Direktor der OPCW dem Uno-Sicherheitsrat, dass in Bezug auf das syrische Chemiewaffenprogramm nach wie vor viele Fragen offen seien. Zuletzt habe man Spuren eines neuen Kampfstoffes in Proben gefunden, die im September 2020 genommen worden seien.