Nahostkonflikt Hamas hält Waffenruhe in Gaza in »ein bis zwei Tagen« für möglich

Raketenabschüsse im Gazastreifen
Foto: Bashar Taleb / imago images/ZUMA WireIn der Eskalation zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas in Gaza verstärken sich die Anzeichen für eine mögliche Waffenruhe. Entsprechende Äußerungen gab es vonseiten der im Gazastreifen herrschenden Hamas, die mit dem Raketenbeschuss auf Israel begonnen hatte. »Ich denke, dass es in den nächsten zwei Tagen wahrscheinlich eine Waffenruhe geben wird. Gott weiß, wann die Vermittler eine Einigung erzielen können«, zitierten israelische Medien das Hamas-Führungsmitglied Mussa Abu Marzuk.
Auch im israelischen Fernsehen wurde nicht ausgeschlossen, dass der von US-Präsident Joe Biden aufgebaute Druck zu einem Ende der Kämpfe führen könnte. Das Weiße Haus hatte am Mittwoch mitgeteilt, Biden habe Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu bei einem Telefonat gesagt, dass er noch im Laufe des Tages eine »deutliche Deeskalation (...) auf dem Weg zu einer Waffenruhe« erwarte.
Der israelische Regierungschef fordert hingegen, dass zuerst der Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen aufhören müsse. Die Bitte Bidens wies er zurück. »Ich bin entschlossen, diese Operation fortzusetzen, bis ihr Ziel erreicht ist«, teilte er via Twitter mit. Auf die von Biden geäußerte Erwartung nach Deeskalation ging er nicht direkt ein. Er dankte dem US-Präsidenten lediglich dafür, dass er sich für das Selbstverteidigungsrecht Israels ausgesprochen habe.
Außenminister Maas reist nach Israel
Am Donnerstag will Bundesaußenminister Heiko Maas Israel und die palästinensischen Gebiete im Westjordanland besuchen – und ausloten, was die internationale Gemeinschaft zu einer Waffenruhe im Gaza-Konflikt beitragen kann. Vor allem aber gehe es ihm um ein Zeichen der Solidarität mit denjenigen, die Tag und Nacht um ihr Leben fürchten oder um ihre Angehörigen trauern müssten, sagte der SPD-Politiker kurz vor der Reise. »Deutschland steht ohne Wenn und Aber zu unserer Freundschaft mit Israel, das sich gegen den Raketenterror der Hamas verteidigen muss«, betonte Maas. »Und auch auf unsere humanitäre Unterstützung für die Palästinenser war selbst in schwierigen Zeiten immer Verlass.«
Maas besucht Israel und die palästinensischen Gebiete zehn Tage nach der Eskalation des Konflikts. Am 10. Mai hatten die heftigen Raketenangriffe der islamistischen Hamas auf Jerusalem und andere Städte begonnen. Darauf reagierte Israel mit massiven Bombardements von Hamas-Zielen im Gazastreifen.
Unter anderen will Maas sich mit Netanyahu, Außenminister Gabi Aschkenasi, Verteidigungsminister Benny Gantz und Präsident Reuven Rivlin treffen. In den Palästinensischen Autonomiegebieten steht ein Gespräch mit Präsident Mahmud Abbas auf dem Programm. Zusammen mit Aschkenasi will Maas in Petach Tikwa, einer Stadt im Großraum Tel Aviv, auch ein Gebäude besichtigen, in das vergangene Woche eine Rakete eingeschlagen ist.
Israels Botschafter in Berlin, Jeremy Issacharoff, hob die Bedeutung des Besuchs von Maas hervor. »Er ist der Außenminister Deutschlands, und Deutschland wird als traditionell enger Verbündeter angesehen«, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Der deutschen Position werde deshalb auch Gewicht beigemessen. »Es ist nicht nur eine symbolische Geste, es ist eine Botschaft der Solidarität«, sagte Issacharoff.
4000 Hamas-Raketen, 1000 israelische Angriffe
In der Nacht zu Donnerstag gab es in Gemeinden in der Nähe des Gazastreifens und auch im 40 Kilometer entfernten Beerscheva wieder Luftalarm. Zehntausende Israelis mussten in die Schutzräume. Über Raketeneinschläge wurde zunächst nichts bekannt. Die israelische Luftwaffe griff in der Nacht auch wieder Ziele in dem Küstenstreifen an. Binnen 24 Stunden seien Dutzende weitere Ziele der sogenannten Metro in dem Palästinensergebiet angegriffen worden, teilte die israelische Armee am Morgen mit. Außerdem seien in dem gesamten Küstengebiet weitere Ziele beschossen worden: das Haus eines Kommandeurs in Chan Junis, eine Hamas-Waffenfabrik sowie mehrere Raketenabschussrampen. Über neue Opfer gab es zunächst keine Angaben.

Israelische Soldaten bereiten an der Grenze zu Gaza Artilleriegrananten vor
Foto: Ilia Yefimovich / dpaSeit Beginn der neuen Eskalation haben militante Palästinenser nach Armeeangaben rund 4000 Raketen auf israelische Ortschaften abgefeuert. Israels Luftwaffe beschoss daraufhin nach Militärangaben mehr als 1000 Ziele im Gazastreifen. Bei dem gegenseitigen Beschuss starben bisher im Gazastreifen nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums 227 Menschen, rund 1620 wurden verletzt. In Israel gab es nach offiziellen Angaben zwölf Tote und Hunderte Verletzte.