Italien Mehr als 1400 Geflüchtete erreichen Insel Lampedusa

Ein Boot mit 325 Geflüchteten vor Lampedusa (am Sonntag)
Foto: ANSA / EPADer Seeweg zwischen Nordafrika und Italien gilt als eine der gefährlichsten Routen für Geflüchtete. Trotzdem haben am Wochenende wieder mehr als 1400 Schutzsuchende mit Booten die Küste der italienischen Insel Lampedusa erreicht.
An Bord eines Schiffes waren fast 400 Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, darunter 24 Frauen und auch Kinder, wie italienische Nachrichtenagenturen am Sonntag berichteten. An Bord eines weiteren Schiffes befanden sich 325 Menschen, während Hunderte andere Schutzsuchende auf anderen, kleineren Booten die Insel erreichten. Hilfsorganisationen warnten derweil, dass weitere Geflüchtete vor Malta gerettet werden müssten.
Der Parteichef der rechtsradikalen Lega, Matteo Salvini, forderte ein Treffen mit Ministerpräsident Mario Draghi. »Angesichts von Millionen Italienern in Schwierigkeiten können wir nicht an Tausende illegale Einwanderer denken«, sagte Salvini.
Der ehemalige Innenminister muss sich derzeit in Sizilien vor Gericht verantworten, weil er im Sommer 2019 dem italienischen Küstenwachschiff »Gregoretti« mit 116 Flüchtlingen an Bord tagelang die Einfahrt in einen Hafen verweigert hatte. Er wird des Amtsmissbrauchs und der Freiheitsberaubung beschuldigt.
Die Hilfsorganisation Alarm Phone forderte unterdessen Hilfe für fünf Boote mit mehr als 400 Flüchtlingen in maltesischen Gewässern. »Die Lage an Bord ist kritisch«, erklärte die Organisation. »Eine Rettung ist jetzt nötig!«
Deutsches Rettungsschiff festgesetzt
Derweil setzten die sizilianischen Justizbehörden Medienberichten zufolge erneut ein deutsches Rettungsschiff der Hilfsorganisation Sea-Watch fest. Bei einer Kontrolle der »Sea-Watch 4« seien zu viele Rettungswesten an Bord gefunden worden. Das Abwassersystem des Schiffs sei nicht für eine so hohe Anzahl von Geretteten ausgelegt, teilte die Behörde mit.
Aktivisten bezeichneten die Inspektion als Vorwand, um das Schiff festzusetzen. »Wir hoffen, dass die Behörden uns nicht an der Ausfahrt ins zentrale Mittelmeer hindern werden, mit absurden Anschuldigungen, an die wir uns bereits gewöhnen mussten«, erklärte Sea-Watch Italien.
Ein weiteres Schiff der Organisation, die »Sea-Watch 3«, war im März von der italienischen Küstenwache im sizilianischen Hafen Augusta beschlagnahmt worden. Auch in diesem Fall berief sich die Behörde auf Verstöße gegen Sicherheitsbestimmungen.
Der Seeweg über das Mittelmeer gilt als eine der wichtigsten Routen für Schutzsuchende auf dem Weg nach Europa. Nach einer Zählung der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind fast 530.000 Menschen seit Anfang 2015 auf diesem Weg nach Italien gelangt.
Von Januar bis Ende April sind mehr als 8600 Menschen in Italien angekommen, 65 weitere in Malta. 359 Menschen starben nach Angaben der IOM.