50 Jahre nach Verurteilung Italiens Präsident Mattarella begnadigt Südtiroler Aktivisten

Als junger Mann kämpfte Heinrich Oberleiter mit Gewalt für Südtirols Unabhängigkeit. Dem Gefängnis entging er durch Flucht nach Deutschland – nun, nach einem halben Jahrhundert, kann er in seine Heimat zurückkehren.
Italienischer Präsident Mattarella

Italienischer Präsident Mattarella

Foto: Vincenzo Nuzzolese / imago images/ZUMA Wire

Seit Jahrzehnten lebte Heinrich Oberleiter in Unterfranken – nun kann der Südtiroler in seine Heimat zurückkehren, ohne Angst vor Inhaftierung haben zu müssen: Der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella hat den 80-Jährigen nach einem halben Jahrhundert begnadigt. Das teilte der Quirinalspalast des Präsidenten am Donnerstagabend mit.

Oberleiter war in den Sechzigerjahren an Bombenanschlägen in Südtirol beteiligt gewesen, für die er 1971 in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Oberleiter war Teil einer Gruppe aus dem Pustertal (»Puschtra Buibm«) und flüchtete ins Ausland, lebte seitdem in Unterfranken.

»Akt der Großherzigkeit«

Oberleiters Kinder hatten 2018 ein Gnadengesuch an Mattarella geschickt. Dieser begründete seine Entscheidung nun unter anderem damit, dass bei den Anschlägen niemand gestorben sei, Oberleiter Reue zeige und sich auch die zuständige Staatsanwaltschaft in Brescia für eine Begnadigung ausspreche. Der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher sprach von einem »Akt der Großherzigkeit«.

Südtirol hatte nach dem Zweiten Weltkrieg um seine Unabhängigkeit und Autonomie gekämpft. Neben diplomatischen Bemühungen kam es auch zu gewalttätigen Aktionen, vor allem gegen italienische Einrichtungen oder die Infrastruktur. Unter anderem wurden Strommasten oder Denkmäler gesprengt.

Oberleiter und den anderen Männern seiner Gruppe wurde der Mord an einem Carabiniere 1964 zugeschrieben. Erst später wurden sie durch neue Zeugenaussagen entlastet. Oberleiter ist der Erste der drei noch im Exil lebenden »Puschtra Buibm«, der begnadigt wurde.

ulz/dpa

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