Acht Milliarden – Der Auslands-Podcast Was wird aus Italien?
2,7 Billionen Euro.
So hoch sind die Schulden Italiens. Die Schuldenquote entspricht 150 % der Wirtschaftsleistung des Landes.
Bis zum Mittwochabend verfolgte die Regierung in Rom einen Reformplan, der ihr allein 200 Milliarden Euro aus dem EU-Hilfsfonds sichern würde. Aber seit Mittwochabend ist klar, dass die seit Anfang Januar 2021 arbeitende Regierung der »nationalen Einheit« von Ministerpräsident Mario Draghi am Ende ist. Nach den Linkspopulisten der Fünf-Sterne-Bewegung, die eine Woche zuvor die jüngste Regierungskrise ausgelöst hatten, entzogen ihm auch die Populisten der rechten Lega von Matteo Salvini und die Mitte-rechts-Partei von Silvio Berlusconi ihr Vertrauen. Draghi reichte seinen Rücktritt ein – und am Donnerstag löste Staatspräsident Sergio Mattarella beide Kammern des italienischen Parlaments auf.
Alle drei Parteien waren an der Regierung beteiligt und hätten von den Reformerfolgen und dem gestiegenen Ansehen Italiens in der europäischen und internationalen Gemeinschaft profitieren können. Warum also servieren sie den Regierungschef ab und stürzen das eigene Land in politische Erstarrung bis zu den Neuwahlen Ende September?
»Man hat sich zwei Ministerpräsidenten, die eigentlich unpolitisch sind, ausgewählt und nach vorn gestellt«, sagt Frank Hornig, SPIEGEL-Korrespondent in Rom, »einmal Conte und dann Draghi. Leute, die noch nie eine Wahl gewonnen haben. Männer der Institutionen, der eine aus der Universität, der anderen aus der Europäischen Zentralbank. Das waren die freundlichen, seriösen Gesichter in der Politik. Im Grunde war das nur die Fassade. Und drunter haben die Populisten weiter ihr Geschäft gemacht.«
Ein Geschäft mit Wählerstimmen als einziger Währung und ein Geschäft, das den beiden großen Populismusparteien misslingen könnte. Die Fünf-Sterne-Bewegung hat in aktuellen Umfragen bereits fast die Hälfte ihres Zuspruchs eingebüßt. Parteichef Giuseppe Conte, vor zwei Jahren noch für seinen klaren Kurs durch die Pandemie gefeiert, gehört nun zu den unbeliebtesten Politikern Italiens. Aktuell beliebteste Partei: die postfaschistische Fratelli d’Italia (Brüder Italiens) unter Giorgia Meloni.
Die italienische Demokratie hat schon viele Krisen überstanden, aber verkraftet sie auch eine postfaschistische Regierung? Was wollen die Wähler nach fast vier Jahren Populismus? Und warum haben die Italiener eigentlich ein so schlechtes Bild von ihrem eigenen Land, obwohl einiges tatsächlich besser läuft als in Deutschland?
Diese Fragen besprechen Frank Hornig und Francesco Collini aus dem SPIEGEL-Auslandsressort mit Host Olaf Heuser in dieser Episode von »Acht Milliarden«.
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