Am Rande von G20-Gipfel Bolsonaros Sicherheitsleute prügeln auf Journalisten ein

Ein Video zeigt chaotische Szenen: Personenschützer des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro sollen in Rom auf Pressevertreter losgegangen sein.
Bolsonaro mit Sicherheitspersonal in Rom (am 29. Oktober)

Bolsonaro mit Sicherheitspersonal in Rom (am 29. Oktober)

Foto: Maurizio Brambatti Bt / dpa

Es läuft derzeit alles andere als rund für Jair Bolsonao. Wegen seines Umgangs mit der Coronakrise droht dem Präsidenten daheim in Brasilien eine mögliche Anklage. Beim G20-Treffen in Rom wirkt der rechte Politiker weitgehend isoliert – und nun gibt es auch noch Ärger um sein Sicherheitsteam.

Personenschützer des Präsidenten sind laut Medienberichten gewaltsam gegen Journalisten vorgegangen, die über seine Reise nach Rom zum G20-Gipfel berichteten.

Laut einem Artikel der brasilianischen Zeitung »O Globo« wurde der Fernsehjournalist Leonardo Monteiro des Fernsehsenders TV Globo von Bolsonaros Sicherheitsleuten in den Magen geschlagen und gestoßen. Er habe gefragt, warum Bolsonaro am Sonntag nicht an den G20-Veranstaltungen teilgenommen habe.

Ein von einem anderen Journalisten aufgenommenes Video zeigt chaotische Szenen mit Sicherheitskräften, die die Presse bedrängen, und Bolsonaro-Anhänger, die die Journalisten beschimpfen. Es ist noch unklar, ob es sich bei den Sicherheitskräften um Brasilianer oder Italiener handelte.

Das Büro Bolsonaros und das Presseteam des G20-Gipfels haben bisher noch nicht auf Anfragen reagiert.

Das Wochenende in Rom war für Bolsonaro schlecht verlaufen. Videos von G20-Veranstaltungen zeigten ihn als isolierte Figur. Auf dem Foto, das am Trevi-Brunnen mit den Staats- und Regierungschefs aufgenommen wurde, fehlte er. Außerdem wurde er auf den Straßen Roms lautstark für seinen Umgang mit der Pandemie in seinem Land kritisiert und von Kritikern als »Völkermörder« bezeichnet.

Mehr als 600.000 Menschen sind in Brasilien an Covid-19 gestorben, die zweithöchste Zahl weltweit nach den Vereinigten Staaten.

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Auch daheim droht weiterer Ärger

Ein Ausschuss des brasilianischen Senats hatte zuletzt für eine Anklageerhebung gegen Bolsonaro wegen dessen Coronapolitik gestimmt. Sieben der elf Ausschussmitglieder billigten am vergangenen Dienstag in der Hauptstadt Brasília formell einen Untersuchungsbericht.

Darin wird Bolsonaro für mindestens neun Verbrechen verantwortlich gemacht – von Täuschung der Öffentlichkeit über Anstiftung zu Straftaten bis hin zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Anklageerhebungen durch die Staatsanwaltschaft werden in dem Bericht des Untersuchungsausschusses auch gegen knapp 80 weitere Beschuldigte verlangt, darunter mehrere Minister und Ex-Minister sowie drei Söhne Bolsonaros. Auch wenn tatsächliche strafrechtliche Konsequenzen für Jair Bolsonaro eher unwahrscheinlich sind – politisch könnte ihm die Entwicklung durchaus schaden.

jok/Reuters
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