Debatte über Frauenrechte Japan will Abtreibungspille nur mit Zustimmung des Partners zulassen

In Japan sollen bis Ende des Jahres Abtreibungen per Medikament erlaubt werden. Doch die Zulassung ist umstritten – weil die Regierung hohe Hürden setzt.
Demonstration im Tokyo am vergangenen Weltfrauentag

Demonstration im Tokyo am vergangenen Weltfrauentag

Foto: Kim Kyung-Hoon / REUTERS

In Japan soll bis Ende dieses Jahres eine Abtreibungspille zugelassen werden. Wie der »Guardian« jedoch berichtet , könnten Frauen gezwungen werden, die Zustimmung ihres Partners einzuholen, bevor sie das Präparat verschrieben bekommen.

Nach Japans Mutterschutzgesetz von 1948 ist die Zustimmung bereits für chirurgische Abtreibungen erforderlich, berichtet die britische Tageszeitung. Es gebe nur wenige Ausnahmen. Dieses Prinzip soll auch bei der Abtreibung per Pille gelten: »Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass die Zustimmung des Ehepartners notwendig ist, auch wenn die Abtreibung durch ein orales Medikament eingeleitet wird«, sagte ein hoher Beamter des Gesundheitsministeriums nach Angaben von »Bloomberg« Anfang des Monats vor einem Parlamentsausschuss. Aktuell sind in Japan nur chirurgische Abtreibungen erlaubt.

Aktivistinnen und Aktivisten fordern bereits seit Jahren die Abschaffung der Einwilligung des Partners bei Schwangerschaftsabbrüchen. Erst vergangenes Jahr wurde eine 21-jährige Frau verhaftet, nachdem die Leiche ihres neugeborenen Babys in einem Park in Zentraljapan gefunden worden war, berichtet der »Guardian« weiter. Die Frau erklärte vor Gericht, sie habe ihre Schwangerschaft nicht beenden können, weil sie keine schriftliche Zustimmung ihres Partners erhalten habe. Die Ärzte hatten darauf bestanden, dass sie die Zustimmung einholt, obwohl der Vater offenbar nicht kontaktiert werden konnte. Selbst bei Vergewaltigung habe es Fälle von Ärzten gegeben, die sich weigerten, sie zu genehmigen, weil keine Zustimmung vorhanden war.

Hohe Kosten

Neben der erforderlichen Zustimmung des Mannes kommt bei der Abtreibungspille in Japan ein weiteres Problem hinzu. Denn sie soll nach »Guardian«-Angaben unter Berufung auf japanische Medienberichte rund 100.000 Yen – also mehr als 700 Euro – kosten. Dies entspreche in etwa den Summen, die für eine Abtreibung erforderlich seien.

»Die Realität sieht so aus, dass für manche Frauen ein Schwangerschaftsabbruch aus finanziellen Gründen nicht möglich ist«, sagte Chiaki Shirai, Professorin an der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften der Universität Shizuoka, dem »Guardian«. »Empfängnisverhütung, Abtreibung, Schwangerschaft und Geburt sollten alle öffentlich finanziert werden«, forderte sie.

Auch die sozialdemokratische Oppositionsabgeordnete Mizuho Fukushima kritisierte die hohen Kosten und die erforderliche Zustimmung bei der Verschreibung der Pille: »Frauen sind nicht das Eigentum von Männern. Ihre Rechte, nicht die des Mannes, sollten geschützt werden. Warum sollte eine Frau die Zustimmung ihres Partners brauchen? Es ist ihr Körper«, sagte sie im Parlament.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieser Meldung hieß es, Japan wolle die »Pille danach« nur mit Zustimmung des Partners zulassen. Tatsächlich aber handelt es sich um Abtreibungspillen. Wir haben den Text korrigiert.

col

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