Joe Biden auf dem Parteitag "Trump hat Amerika nicht beschützt. Das ist unverzeihlich"

Joe Biden (am 20. August): "Ich werde uns gegen jede Attacke - sichtbar oder unsichtbar - verteidigen, immer, ohne Ausnahme, jedes Mal"
Foto: KEVIN LAMARQUE / REUTERSDie Obamas hatten bereits gesprochen, Bill Clinton und Kamala Harris ebenso, sogar Jimmy Carter hatte seine Botschaft per Video überbracht - nun war der derzeit wichtigste Mann bei den US-Demokraten dran. Mit einer Rede von Joe Biden ist der Nominierungsparteitag zu Ende gegangen. Damit startet die Partei in die heiße Phase des Wahlkampfs, bevor die Amerikaner dann am 3. November einen neuen Präsidenten bestimmen.
Seinen großen Auftritt nutzte Biden, um seine Vision für die Zukunft des Landes darlegen. Die Nominierungsreden der Präsidentschaftskandidaten sind traditionell Höhepunkte des Wahlkampfs. Als Präsident werde er den Amerikanern ein Versprechen geben, so Biden: "Ich werde Amerika beschützen, ich werde uns gegen jede Attacke - sichtbar oder unsichtbar - verteidigen, immer, ohne Ausnahme, jedes Mal."
Zugleich attestierte er Amtsinhaber Trump gewaltige Versäumnisse in der Corona-Pandemie. "Unser derzeitiger Präsident hat in seiner grundlegendsten Pflicht gegenüber der Nation versagt. Er hat uns nicht beschützt. Er hat Amerika nicht beschützt", sagte Biden. "Das ist unverzeihlich."
Die Coronakrise wird das zentrale Thema des Wahlkampfs bleiben
Der Kandidat beklagte die mehr als 170.000 Toten in der Corona-Pandemie und warf Trump vor, noch immer keinen Plan zu haben, wie er die Krise in den Griff bekommen wolle. Der Republikaner habe bis heute nicht verstanden, dass sich die Wirtschaft nicht erholen werde und die Schulen nicht wieder sicher geöffnet werden könnten, solange er sich nicht mit dem Virus befasse.
Trump hatte am Abend bereits vorgelegt und seinen Herausforderer scharf attackiert. "Er ist euer schlimmster Albtraum", sagte der Republikaner bei einem Wahlkampfauftritt nahe Bidens Geburtsort im Bundesstaat Pennsylvania. Seit einem "halben Jahrhundert" sei der langjährige Senator und frühere Vizepräsident am "Ausverkauf unseres Landes" beteiligt und habe anderen Ländern geholfen, "unsere Jobs zu stehlen".
Schon vor seinem Auftritt sorgt Trump für einen Tabubruch
Er zeichnete ein apokalyptisches Bild für den Fall eines Wahlsiegs des Präsidentschaftskandidaten der oppositionellen Demokraten. "Wenn ihr einen Ausblick auf euer Leben unter einer Biden-Präsidentschaft haben wollt, denkt an die rauchenden Ruinen in Minneapolis, die gewalttätige Anarchie in Portland, die blutbefleckten Bürgersteige von Chicago, und stellt euch das Chaos vor, das auf eure Stadt zukommt."
In Minneapolis und Portland hatte es nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz teils gewaltsame Proteste gegeben. Chicago verzeichnete zuletzt einen Kriminalitätsanstieg. Trump wirft Biden seit Wochen eine schwache Haltung beim Thema innere Sicherheit vor und versucht Ängste zu schüren.
Trumps Republikaner halten ihren Parteitag kommende Woche in Charlotte im Bundesstaat North Carolina ab. Der Präsident will seine Nominierungsrede im Weißen Haus halten, was für viel Kritik sorgt. Für gewöhnlich sind Wahlkampfauftritte am Amtssitz des Präsidenten tabu.