Kein Medienspektakel, keine markigen Versprechen, stattdessen ein ruhiges Community Meeting in einer Kirche: Joe Bidens Besuch in Kenosha geriet zum Gegenentwurf von Präsident Trumps Auftritt in der 100.000-Einwohner-Stadt vor drei Tagen.
Joe Biden, US-Präsidentschaftskandidat
"Ich glaube, wir haben einen Wendepunkt in der amerikanischen Geschichte erreicht. Ich glaube daran, dass das eine große Gelegenheit ist - jetzt, wo ganz klar ist, was in diesem Land passiert - eine ganze Menge positive Dinge zu erreichen."
Trump hingegen hatte einen ganz anderen Fokus gesetzt. Der Präsident war am Dienstag öffentlichkeitswirksam durch das verwüstete Kenosha gestapft und hatte sich als Garant für "Law and Order" inszeniert.
Donald Trump, US-Präsident
"Um die politische Gewalt zu stoppen, müssen wir auch der radikalen Ideologie gegenübertreten, die sie beinhaltet. Wir müssen die gefährliche Anti-Polizei-Rhetorik verurteilen, es nimmt immer mehr zu, es ist sehr unfair."
Kein Wort zum Thema Rassismus. Den Namen von Jacob Blake, dem Afroamerikaner, der durch Schüsse von der Polizei schwer verletzt wurde, erwähnte Trump kein einziges Mal.
Doch auch Joe Bidens Auftritt in Wisconsin war ein Wahlkampfauftritt, wenn auch ein sehr zurückhaltender. Bidens Strategie: Mitgefühl zeigen und so Wähler gewinnen. Der Kandidat der Demokraten telefonierte mit Jacob Blake und traf dessen Familie - ein Treffen mit Trump hatten die Blakes ausgeschlossen. Die Zusammenkunft mit Biden war privat, Journalisten durften nicht dabei sein. Im Anschluss zeigt sich Biden tief beeindruckt.
Joe Biden, US-Präsidentschaftskandidat
"Er sprach darüber, wie ihn nichts niederschlagen würde. Selbst wenn er nie mehr laufen kann, will er nicht aufgeben."
Wisconsin ist bei dieser Wahl einer der wichtigsten Bundesstaaten. 2016 siegte dort Donald Trump. Um Präsident zu werden, muss Biden den Staat gewinnen – dazu braucht er auch die Stimmen der Schwarzen.