Schwierige Gespräche in Genf Biden und Putin beginnen Gipfeltreffen

Putin und Biden in Genf: Kurzer Handschlag zur Begrüßung
Foto:Alexander Zemlianichenko / AP
Mit Spannung wurde das Treffen von Joe Biden und Wladimir Putin erwartet. Nun sind der US-Präsident und das russische Staatsoberhaupt zum Gipfeltreffen in Genf eingetroffen. Begonnen hat das Treffen mit einem kurzen Handschlag. Es ist das erste Zusammentreffen seit Bidens Amtsantritt. Die Tagesordnung ist umfassend, es werden mehrstündige Gespräche erwartet.
Zunächst hieß es von beiden Seiten, das Treffen solle vier bis fünf Stunden dauern. Der Kreml schließt jedoch nicht aus, dass die Gespräche sich über diesen Zeitraum hinaus hinziehen könnten. Die Tagesordnung sei so komplex, dass es schwierig sei, sie in vier- bis fünfstündigen Gesprächen zusammenzufassen, sagte Kremlsprecher Dmitrij Peskow im Staatsfernsehen.
Putin war kurz vor Biden am Ort des Gipfels eingetroffen. Er wurde vom Schweizer Präsidenten Guy Parmelin begrüßt. Bei der Ankunft Bidens war Parmelin eigens zum Flughafen gefahren, aber Putin hatte auf eine offizielle Begrüßung dort verzichtet. Putin hat den Ruf, bei Treffen oft zu spät anzukommen.
Die Beziehungen zwischen Russland und den USA sind zerrüttet. Biden hatte Putin um das Treffen gebeten, um angesichts der im Westen zunehmend kritisierten Politik Moskaus »rote Linien« aufzuzeigen. Geplant sind am Genfer See etwa Gespräche über die strategische Stabilität in der Welt.
Putin und Biden wollen am Abend wieder abreisen
Die Liste der heiklen Themen ist dabei lang . Unter anderem wollen Biden und Putin über Iran, die Situation in Belarus und den Konflikt in der Ukraine sprechen. Auch die Themen Atomwaffen und Menschenrechte stehen auf dem gemeinsamen Programm. Biden will zudem die jüngsten Hackerangriffe, für die die USA russische Staatsbürger verantwortlich machen, »sehr direkt« ansprechen.
Große Hoffnung auf Verständigung gibt es allerdings nicht. »Wir erwarten uns keine großen Ergebnisse«, räumte ein Biden-Berater am Vorabend ein.
Am Abend wollen Biden und Putin dann separate Pressekonferenzen geben. Beide Präsidenten haben zudem geplant, noch am selben Tag in ihre Heimat zurückfliegen, wie in Genf aus den Delegationen verlautete. Am Flughafen von Genf sind Starts und Landungen wegen des Lärms eigentlich nach 22.00 Uhr nicht vorgesehen, aber es gibt immer Ausnahmen, besonders für illustre Gäste.

Bibliothek der Villa La Grange: Die geplanten Pausen wollten die Staatschefs getrennt verbringen
Foto: Sergei Bobylev / imago images/ITAR-TASSSelbst ein gemeinsames Abendessen zwischen Putin und Biden war zunächst nicht vorgesehen. Es gab keine Pläne für irgendwelche Mahlzeiten in der Villa La Grange. Die geplanten Pausen wollten die Staatschefs getrennt verbringen.
Das Gipfeltreffen findet in der Bibliothek der Villa aus dem Jahr 1821 statt. In den Regalen steht eine Büchersammlung von etwa 15.000 Werken. In der Villa haben beide Delegationen zudem mehrere Räume, wohin sich die Präsidenten für Pausen zurückziehen können.
Genf musste Flaggen kaufen
In der Gastgeberstadt Genf fehlte es vor dem Gipfeltreffen für die festliche Beflaggung an russischen und amerikanischen Fahnen, wie der Sprecher des Sicherheitsdepartments erklärte. Die Stadt habe diese eigens einkaufen müssen.
So wurden für den Empfang von Biden und Putin schon am Flughafen viele Fahnen aufgestellt. Schmuckstück ist aber die Montblanc-Brücke mitten im Stadtzentrum, die über die Rhône führt. Je zwölf russische und amerikanische Flaggen wurden dort aufgezogen, immer im Wechsel.
Beide Präsidenten müssen mit ihren Wagenkolonnen über die Brücke zum Gipfelort, der Villa La Grange, fahren. Da beide Flaggen in den Farben Weiß-Rot-Blau gehalten sind, ist das Bild harmonisch – und Genf hofft, dass das ein gutes Omen für die Gespräche ist.