Wegen Ausschluss von Kollegen Journalisten boykottieren Pressegespräch in der Downing Street

Dominic Cummings, Chefstratege des britischen Premiers Boris Johnson, und Kommunikationschef Lee Cain: "Importierte Taktik"
Foto: ADRIAN DENNIS/ AFPEin Teppich sollte die Guten von den Bösen trennen: Vor einem Pressegespräch in der Downing Street 10 in London, der Residenz des britischen Premiers Boris Johnson, wurden die geladenen Journalisten auf eine der beiden Seiten des Teppichs eingeteilt. Dann sagte Lee Cain, Johnsons Kommunikationschef, der einen Seite, sie könne jetzt gehen. Mitarbeiter von "The Mirror", "Huffington Post" und "The Independent" sollten an dem Termin nicht mehr teilnehmen. Eine Begründung gab es dazu offenbar nicht.
Der "Guardian" berichtete über den Vorfall . Demnach sollten die Pressevertreter über die Verhandlungen der britischen Regierung mit den Vertretern der Europäischen Union wenige Tage nach dem Brexit informiert werden. Die Journalisten, die weiterhin dafür zugelassen waren, verzichteten aber laut dem "Guardian"-Artikel auf das Pressegespräch - und verließen zusammen mit ihren anderen Kollegen das Gebäude. Der Termin wurde daraufhin abgesagt.
Ein Vorgehen wie bei Donald Trump
Vorgänge wie diese sind vor allem aus Presseterminen im Weißen Haus bekannt. US-Präsident Donald Trump etwa verbannte zeitweise den CNN-Journalisten Jim Acosta. Auch dort zeigten sich die Kollegen solidarisch und machten der Trump-Regierung schwere Vorwürfe, die Pressefreiheit nicht zu gewährleisten.
Auch der britische Premier Johnson hat schon länger ein schwieriges Verhältnis zu den Medien. So hat das Kommunikationsteam Minister angewiesen, an speziellen Sendungen nicht mehr teilzunehmen, darunter dem Programm von BBC Radio 4 und "Good Morning Britain" von ITV. Die Minister dürfen zudem nicht mehr mit Journalisten zu Mittag essen. Nach Informationen des "Guardian" hat Dominic Cummings, einer der wichtigsten Berater Johnsons, ein "Netz aus Spionen" darauf angesetzt, Medienkontakte von Regierungsmitarbeitern aufzudecken.
Schon bei Johnsons Rede am Montag zum weiteren Vorgehen beim Brexit waren bestimmte Journalisten nicht zugelassen worden. Labour kritisierte die Vorgehensweise und sagte, der Premier zeige "Taktiken, die er von Donald Trump importiert hat, um seine eigene Unfähigkeit zu verstecken".