WikiLeaks-Gründer USA drängen auf Auslieferung von Assange

Seit zwei Jahren sitzt Julian Assange in einem Londoner Gefängnis, doch die Entscheidung über seine Auslieferung in die USA steht weiter aus. Vor Gericht ging es auch um den Gesundheitszustand des WikiLeaks-Gründers.
WikiLeaks-Gründer Julian Assange (im Januar 2020)

WikiLeaks-Gründer Julian Assange (im Januar 2020)

Foto: Simon Dawson / REUTERS

Julian Assange sitzt bereits seit mehr als zwei Jahren im Londoner Sicherheitsgefängnis Belmarsh. Von dort aus verfolgte der WikiLeaks-Gründer mit Unterbrechungen auch die Anhörung vor dem Londoner High Court. Zu Beginn erklärten seine Anwälte zunächst, der 50-Jährige fühle sich gesundheitlich nicht in der Lage, das Prozedere zu verfolgen. Etwas später sah man ihn dann per Videoschalte aber doch in einem kleinen Raum vor dem Bildschirm sitzen, mit langen Haaren, schwarzer Maske, das helle Hemd halb in die Hose gesteckt.

Doch eine Entscheidung über eine Auslieferung Assanges fiel am Mittwoch nicht. Das Berufungsverfahren soll an diesem Donnerstag fortgesetzt werden.

Die USA forderten erneut die Auslieferung des WikiLeaks-Gründers. Der Anwalt der Vereinigten Staaten, James Lewis, argumentierte, die bisherige Entscheidung der britischen Justiz sei aufgrund falscher Annahmen getroffen worden.

Im Januar hatte ein Londoner Gericht das Auslieferungsbegehren der USA abgelehnt. Das Gericht verwies damals auf Assanges angegriffene psychische Gesundheit und die zu erwartenden Haftbedingungen in den USA. Die Vereinigten Staaten hatten daraufhin Berufung eingelegt und erklärt, dass das Gericht falsche Schlüsse zu Assanges Gesundheitszustand und dessen Suizidrisiko gezogen hatte.

In den USA drohen Assange 175 Jahre Haft

Der US-Anwalt zweifelte medizinische Gutachten an und sagte: »Herr Assange hatte jeden Grund, bei seinen Symptomen zu übertreiben.« Zudem hätten die möglicherweise in den USA drohenden Haftbedingungen bei der britischen Entscheidung eine Rolle gespielt. Dies sei jedoch anzufechten, da die Vereinigten Staaten mittlerweile zugesichert hätten, keine »Spezialmethoden« anzuwenden und gegebenenfalls auch einer Verlegung Assanges in ein Gefängnis in seiner australischen Heimat zuzustimmen.

Die US-Justiz will dem gebürtigen Australier wegen Spionagevorwürfen den Prozess machen. Ihm drohen bis zu 175 Jahre Haft. Vorgeworfen wird dem WikiLeaks-Gründer, mit der Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen und veröffentlicht zu haben. Er habe damit US-Informanten in Gefahr gebracht. Seine Unterstützer sehen in ihm einen investigativen Journalisten, der Kriegsverbrechen ans Licht brachte.

als/dpa/AFP
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