Vorwürfe der Folter Separatisten entführen offenbar 30 Frauen in Kamerun

Kamerunischer Soldat bei einer Parade am 20. Mai: Das Militär des Landes hat eine Befreiungsaktion für die Entführten angekündigt
Foto: AFPIm Nordwesten Kameruns kämpfen englischsprachige Rebellen für eine Abspaltung vom hauptsächlich frankofonen Rest des Landes. Nun haben die Separatisten offenbar etwa 30 Frauen entführt, die gegen die Gewalt in dem Gebiet protestiert hatten.
Die Frauen seien »heftig gefoltert« und von »schwer bewaffneten Terroristen« entführt worden, teilten lokale Behörden am Dienstag mit. Die Tat habe sich bereits am Samstag in dem Ort Kendjom Keku in der nordwestlichen Region des Landes ereignet, wo bewaffnete Separatistengruppen regelmäßig Zivilisten – meistens gegen Lösegeld – entführten.
Separatistenführer meldet sich zu Wort
Die Nachrichtenagentur AP berichtete unter Berufung auf Angaben des Separatistenführers Capo Daniel, die Frauen seien bereits Mitte Mai entführt worden. Sie sollten mit der Aktion dafür bestraft werden, dass sie es zugelassen hätten, durch die Regierung Kameruns manipuliert zu werden, zitierte AP den Rebellen. Wo sich die Frauen aufhielten, teilte er nicht mit.
Auch ein Oberst der Armee, der anonym bleiben wollte, sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass der Aufenthaltsort der Frauen weiter unbekannt sei. Das zuständige Ministerium der Gebietsverwaltung bestätigte AFP am Dienstagabend lediglich, dass es »keine Neuigkeiten von der Geiselnahme« gäbe. Laut Armee wurden Truppen entsandt, um die Entführten zu befreien.
Die von der Regierung als »Terroristen« bezeichneten Rebellen entstammen einer anglophonen Minderheit in dem hauptsächlich französischsprachigen zentralafrikanischen Land. Seit Jahren kämpfen sie mit Gewalt für die Unabhängigkeit zweier Regionen im Nord- und Südwesten des Landes, die sie »Ambazonien« nennen.
Frauen protestierten offenbar gegen Separatisten
Am Vortag der Entführung hatten die vorwiegend »älteren« Frauen Behördenangaben zufolge einen »friedlichen Marsch« organisiert, um gegen die »kriminellen Handlungen der Terroristen« zu protestieren. Laut der Nachrichtenagentur AP hatten die Separatisten unter anderem monatliche Zahlungen von der Bevölkerung etwa für Eheschließungen oder Beerdigungen eingefordert.
Seitdem die Separatisten im Oktober 2017 symbolisch die Unabhängigkeit des Staates »Ambazonien« erklärt hatten, kommt es in der Region regelmäßig zu blutigen Kämpfen zwischen den Rebellen auf der einen und Polizei und Armee auf der anderen Seite. Nichtregierungsorganisationen (NGO) und die Uno werfen beiden Konfliktparteien regelmäßig Verbrechen gegen Zivilisten vor.
Angaben der Denkfabrik International Crisis Group (ICG) zufolge gab es in dem Konflikt bislang mehr als 6000 Tote. Zudem seien eine Million Menschen zur Flucht gezwungen worden.