Nach tagelangen Ausschreitungen Vertraute von Kasachstans Ex-Präsident treten zurück

Die schweren Unruhen hat Kasachstans autoritäre Regierung eingedämmt, intern gehen die Machtkämpfe aber offenbar weiter: Mehrere Vertraute des früheren Präsidenten Nasarbajew räumen ihre Posten.
Kasachstans Ex-Präsident Nursultan Nasarbajew mit seinem Neffen Samat Abisch

Kasachstans Ex-Präsident Nursultan Nasarbajew mit seinem Neffen Samat Abisch

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MUKHTAR KHOLDORBEKOV / REUTERS

Rund zwei Wochen nach Beginn der gewaltsamen Proteste in Kasachstan dauert die Umstrukturierung des Machtapparats an. Mit dem 55-jährigen Timur Kulibajew erklärte nun ein weiterer Schwiegersohn des Ex-Präsidenten Nursultan Nasarbajew seinen Rücktritt.

Kulibajew war Vorsitzender des Präsidiums der einflussreichen Nationalen Unternehmerkammer Atameken gewesen. Er gilt laut der Nachrichtenagentur AFP als einer der reichsten Männer Kasachstans und ist mit Dinara Kulibajewa verheiratet, einer von Nasarbajews Töchtern.

Kulibajew nannte keine Gründe für seinen Rücktritt, rief die Wirtschaftsvertreter jedoch auf, den jüngsten Forderungen von Präsident Kassym-Schomart Tokajew Beachtung zu schenken. Dieser hatte »sehr profitable Unternehmen« unter anderem aufgerufen, in einen staatlichen Fonds einzuzahlen.

Laut der Nachrichtenagentur Reuters ist auch Nasarbajews Neffe Samat Abisch nicht mehr als stellvertretender Chef des nationalen Sicherheitskomittees im Amt. Zuvor hatte Tokajew demnach bereits einen neuen stellvertretenden Chef des Gremiums genannt, allerdings ohne Abisch unmittelbar zu feuern.

Früherem Zirkel um Nasarbajew wird Macht entzogen

In der vergangenen Woche waren die beiden anderen Schwiegersöhne Nasarbajews als Chefs zweier großer Energiekonzerne abgesetzt worden. Der Staatsfonds teilte am Samstag mit, Dimasch Dossanow habe den Vorsitz des Öltransportunternehmens Kastransoil abgegeben und Kakirat Tscharipbajew den des Gasunternehmens KasakGas, ehemals Kastransgas.

Die Entlassungen deuten auf Machtkämpfe infolge der gewaltsamen Proteste hin, bei denen mindestens 225 Menschen getötet wurden.  Hunderte weitere wurden verletzt und Tausende festgenommen. Auslöser der massiven Proteste in der rohstoffreichen Ex-Sowjetrepublik Anfang Januar waren gestiegene Gaspreise. Später weiteten sich die Proteste zu regierungskritischen Demonstrationen im ganzen Land aus.

Tokajew hatte die Unruhen als »versuchten Staatsstreich« organisierter »terroristischer« Kräfte verurteilt. Für die Krise machte er auch mehrere Unternehmen verantwortlich. Laut Reuters hatte Tokajew zuletzt gefordert, jene, die unter Nasarbajews fast 30-jähriger Herrschaft zu Reichtum gekommen seien, müssten dieses nun mit der Öffentlichkeit teilen.

Der 81 Jahre alte Nasarbajew galt auch nach seinem Rücktritt 2019 als mächtigster Mann im Land. Seit Ausbruch der Unruhen ist der Ex-Präsident allerdings nicht mehr öffentlich aufgetreten.

fek/AFP/Reuters
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