Nach Tumulten im Auszählzentrum William Ruto zum Sieger der Präsidentschaftswahl in Kenia erklärt

Tagelang zogen sich die Auszählungen bei der Präsidentschaftswahl in Kenia hin, nun ernannte der Chef der Wahlkommission William Ruto zum Sieger. Innerhalb des Gremiums gab es wegen der Entscheidung offenbar eine Schlägerei.
William Ruto wurde vom Chef der Wahlkommission zum Sieger der Präsidentschaftswahl erklärt

William Ruto wurde vom Chef der Wahlkommission zum Sieger der Präsidentschaftswahl erklärt

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THOMAS MUKOYA / REUTERS

Der Vorsitzende der kenianischen Wahlkommission hat Vizepräsident William Ruto zum Sieger der Präsidentschaftswahl gekürt. Demnach setzte sich Ruto mit 50,49 Prozent der Stimmen gegen seinen Herausforderer, den Oppositionellen Raila Odinga (48,85 Prozent), durch. Der Verkündung war ein tagelanges Warten auf das Auszählungsergebnis vorangegangen. In Umfragen lieferten sich die beiden Topfavoriten lange ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, kam es vor der Verkündung des Wahlergebnisses am Montagnachmittag im Auszählzentrum in der Hauptstadt Nairobi zu Ausschreitungen. Dabei wurden offenbar mehrere Mitglieder der Kommission verletzt.

Reuters zufolge wollen die stellvertretende Leiterin der Wahlkommission sowie drei weitere Mitglieder des Gremiums das Ergebnis nicht anerkennen. »Wir sind nicht in der Lage, uns hinter die Ergebnisse, die verkündet werden, zu stellen«, sagte Juliana Cherera demnach. Zur Begründung verwies sie auf einen »undurchsichtigen« Prozess, nannte zunächst aber keine Einzelheiten. Weitere Informationen würden zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben, sagte Cherera, und rief die Menschen zur »Ruhe« auf.

Ruto hatte Medien zufolge zuletzt mit rund vier Prozentpunkten vorn gelegen. Der amtierende Staatspräsident Uhuru Kenyatta durfte nach zwei Amtszeiten nicht noch einmal antreten. Er hatte sich mit Ruto bereits vor längerer Zeit überworfen, Kenyatta hatte daher Rutos Rivalen Raila Odinga im Wahlkampf unterstützt. Die sich zuletzt von den Ergebnissen distanzierende Stellvertretende Chefin der Wahlkommission Cherera gilt gegenüber Odinga als loyal.

Ruto sagte nach der Bekanntgabe durch den Vorsitzenden der Wahlkommission: »Es gibt keine Verlierer.« Die Mitglieder der Wahlkommission seien die Helden der Wahl. Er kündigte nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses an, mit »allen« Spitzenpolitikern zusammenzuarbeiten. »Für Rache gibt es keinen Platz«, sagte Ruto und fügte hinzu: »Ich bin mir sehr bewusst, dass unser Land an einem Punkt ist, an dem wir alle Mann an Deck brauchen.«

Dennoch könnte der verkündete Wahlsieg Rutos in mehrheitlich von Odingas Anhängern bewohnten Landesteilen für Spannungen sorgen. Kenia hat eine lange Geschichte gewaltvoller Auseinandersetzungen rund um Wahlen. Seit 2002 ist jede Wahl umstritten gewesen. Besonders 2007/2008 war es nach der Wahl zu Gewalt gekommen: 1100 Menschen wurden getötet, Hunderttausende vertrieben.

fek/Reuters/AP/AFP

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