Knappe Niederlage für Raila Odinga Kenias Oppositionsführer will Ergebnis der Präsidentschaftswahl anfechten

Mit wenigen Prozentpunkten unterlag der langjährige Oppositionschef Raila Odinga bei den Präsidentschaftswahlen dem Vizepräsidenten William Ruto. Nun spricht Odinga von einem »Zerrbild« – und kündigt Protest gegen das Resultat an.
Raila Odinga bei einem Auftritt in Nairobi

Raila Odinga bei einem Auftritt in Nairobi

Foto: Thomas Mukoya / REUTERS

Nach dem knappen Ausgang der Präsidentschaftswahl in Kenia will der offiziell unterlegene Oppositionsführer Raila Odinga das Wahlergebnis nicht anerkennen. Das am Montag bekannt gegebene Ergebnis der Wahl sei »eine Farce« und zeige ein »Zerrbild«, sagte Odinga. Er kündigte an, alle »rechtlichen Möglichkeiten« dagegen auszuschöpfen.

Die Aussagen dürften die Spannungen zwischen den Lagern des erklärten Wahlsiegers William Ruto und Odinga weiter anheizen. Beobachter sorgen sich, dass es wie nach der Wahl 2007 erneut zu schweren und anhaltenden Unruhen kommen könnte. Bereits nach der Verkündung des Ergebnisses am Montagabend hatte es in Teilen des Landes Ausschreitungen gegeben. Am Dienstag berichteten lokale Medien außerdem über einen getöteten Wahlbeamten, der für die Stimmenauszählung in einem Wahlbezirk der kenianischen Hauptstadt Nairobi verantwortlich war.

Nach Angaben des Vorsitzenden der Wahlkommission hatte Ruto die Wahl mit 50,5 Prozent der Stimmen vor Odinga mit 48,9 Prozent gewonnen. Vier der sieben Mitglieder der Wahlkommission IEBC hatten sich allerdings kurz vor der offiziellen Bekanntgabe mit Verweis auf Unregelmäßigkeiten von dem Wahlergebnis distanziert.

Stellvertretende Leiterin der Wahlkommission nennt Ergebnisse »absurd«

Am Dienstag bezeichnete die stellvertretende Vorsitzende der Wahlkommission, Juliana Cherera, die Ergebnisse der Abstimmung als »absurd«. Ihren Angaben nach seien rund 140.000 Stimmen zusätzlich abgegeben worden, als Wahlberechtigte registriert seien. Summiert ergäben die Stimmen 100,01 Prozent. Cherera gilt Odinga gegenüber als loyal und gehörte zu den Mitgliedern des Gremiums, die der offiziellen Bekanntgabe am Vorabend ferngeblieben waren.

»Ich will mich nicht in vollem Umfang zu unseren künftigen Strategien äußern«, sagte Odinga am Dienstag vor Journalisten. Er werde aber »alle uns zur Verfügung stehenden verfassungsmäßigen und rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen«, um das Wahlergebnis anzufechten, fügte der 77-jährige Ex-Regierungschef hinzu.

Am Montagabend war es bereits zu Protesten in mehreren Odinga-Hochburgen gekommen. Am Dienstag blieb die Lage zunächst ruhig. Odinga lobte seine Unterstützer dafür, »den Frieden gewahrt« zu haben.

Das bei Touristen beliebte Safariland gilt mit seinen rund 54 Millionen Einwohnern als eines der stabilsten Länder auf dem afrikanischen Kontinent. Bei vergangenen Wahlen kam es jedoch zu Unruhen und Gewalt. Im Jahr 2008 starben mehr als tausend Menschen aufgrund einer Gewaltwelle im Anschluss an die Abstimmung. Auch in den Jahren 2013 und 2017 gab es gewalttätige Zwischenfälle. Grund waren vor allem Spannungen zwischen den verschiedenen Volksgruppen.

fek/dpa/AFP
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren