»Sie gehören der Öffentlichkeit« McCarthy gewährt Fox-News-Moderator Carlson exklusiven Zugriff auf Material zum Kapitolsturm

US-Medien verlangen die Herausgabe von Videomaterial zum Sturm auf das Kapitol. Nun schickte der Sprecher des Repräsentantenhauses dieses an Trump-Fan Tucker Carlson – für Demokraten ein Sicherheitsrisiko.
Republikaner McCarthy

Republikaner McCarthy

Foto: Jacquelyn Martin / AP

Der Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 liegt inzwischen mehr als zwei Jahre zurück. Fünf Menschen kamen im unmittelbaren Zusammenhang mit den Ausschreitungen ums Leben, als eine vom republikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump angestachelte Menschenmenge in den Sitz des Kongresses eindrang. Nun sorgt der Vorfall erneut für schwere Verstimmungen zwischen den Demokraten und Republikanern im Repräsentantenhaus.

Wie zuerst die »New York Times « berichtet hatte, hat der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, dem Fox-News-Moderator Tucker Carlson exklusiven Zugriff auf rund 40.000 Stunden Aufzeichnungen von Sicherheitsmaterial rund um den Sturm auf das Kapitol gewährt.

Ausgerechnet Tucker Carlson

Carlson ist ein konservativer Hardliner und Trump-Unterstützer und hatte die Ereignisse vom 6. Januar 2021 in der Vergangenheit ohne Angabe von Belegen als »Operation unter falscher Flagge« bezeichnet und damit Andeutungen gemacht, es handle sich um eine Verschwörung.

McCarthy rechtfertigte das Weiterreichen des Materials an Carlson laut »New York Times« damit, dass er die Herausgabe versprochen habe. »Ich wurde von der Presse zu diesen Aufnahmen befragt und ich habe gesagt, sie gehören der amerikanischen Öffentlichkeit«. Bei »Sonnenschein« solle sich jeder sein eigenes Urteil bilden, so der Republikaner. Nachdem Carlson das Material durchforstet hat, soll es demnach weiteren Medien zur Verfügung gestellt werden.

Dass nun jedoch ausgerechnet einer der prominentesten Trump-Unterstützer Exklusivzugriff auf das sensible Material erhält, sorgt bei den Demokraten für Unverständnis. Die Herausgabe der Aufnahmen stelle ein »gravierendes Sicherheitsrisiko« für die Kongressmitglieder und jeden, der im Kapitol arbeite dar, schrieb der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, in einem Brief.

McCarthy versucht mit dem kontroversen Schritt offenbar auch, sich die weitere Unterstützung von Hardlinern innerhalb seiner Partei zu sichern. McCarthy war Anfang Januar nach einem historischen Wahlchaos erst im 15. Wahlgang zum neuen Sprecher des Repräsentantenhauses gewählt worden. Möglich geworden war dies nach weitreichenden Zugeständnissen an eine kleine Gruppe Abgeordneter in seiner Partei, die McCarthy zuvor die Unterstützung verweigert hatten.

Zahlreiche US-Medien versuchen seit dem Sturm auf das Kapitol auch juristisch, Zugriff auf das vollständige Material zu bekommen. Ein Gericht in Washington, D.C., hatte laut CNN bereits entschieden, dass grundsätzlich ein öffentliches Interesse an der Herausgabe der Aufnahmen bestehe. Eine automatische Veröffentlichung bedeutete dies aber nicht.

fek
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