Seine Inszenierungen wirken beizeiten unfreiwillig komisch, doch solche Bilder machen unmissverständlich klar: Kim Jong Un sitzt fest im Sattel.
Seit zehn Jahren herrscht der Diktator in Nordkorea, er hat das Raketenprogramm ausgebaut und kontrolliert sein Land härter als je zuvor.
Wer ist der Mann, dem bei seiner Machtübernahme kaum etwas zugetraut wurde?
Dezember 2011, die Beerdigung seines Vaters Kim Jong Il. Der damals 27-jährige Kim Jong Un wird Staatsführer und greift sofort hart durch.
Von den sieben Top-Militärs, die hier noch neben dem Sarg seines Vaters schreiten, verlieren fünf später ihre Posten, verschwinden von der Bildfläche oder werden exekutiert. Auf brutale Weise lässt Kim auch seinen Onkel hinrichten und seinen eigenen Bruder ermorden.
Weltweite Aufmerksamkeit verschafft sich Kim mit seinen bislang vier Atomtests. Nach innen dienen sie der Propaganda, nach außen der Abschreckung.
Kim Jong Un, Diktator Nordkorea (2018)
»Die Vereinigten Staaten von Amerika sind in Reichweite unserer nuklearen Waffen und der Atomknopf ist auf meinem Tisch. Das ist die Realität, keine leere Drohung.«
Trotz solcher verbalen Zuspitzungen gelingt Kim 2018 ein Coup: In Singapur trifft sich der Diktator mit dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump, es folgen zwei weitere Gipfel – allerdings ohne Ergebnis.
Nach Innen präsentiert sich Kim als sorgender, volksnaher Landesvater, hier bei einem Besuch eines zerstörten Dorfs nach einem verheerenden Taifun. Er wolle Nordkorea zu einem »sozialistischen Märchenland« machen, verkündet Kim gerne.
Doch die Realität sieht anders aus. Die Not der Menschen wächst nach schlechten Ernten. Durch die Grenzschließungen während der Pandemie fehlen wichtige Nahrungsmittel, Saatgut und Dünger. Zuletzt machten Berichte die Runde, dass schwarze Schwäne für den Massenkonsum gezüchtet werden sollen, um Lebensmittelengpässe zu kompensieren.
Kim Hyung Deok, Präsident des südkoreanischen Instituts für Frieden und Wohlstand:
»Nordkorea strebt nach völliger Selbstversorgung, kann diese aber nicht erreichen. Die Regierung müsste mit anderen Ländern Handel betreiben. Solange dies beschränkt ist, wird die Situation nur noch schlimmer.«
Durch die Pandemie ist Nordkorea abgeschotteter denn je. Kaum jemandem gelingt mehr die Flucht. Zehn Jahre nach seiner Machtübernahme ist Kim Jong Un der nordkoreanischen Linie treu geblieben: Er hat die Aufrüstung vorangetrieben und gleichzeitig die Kontrolle über sein Volk massiv verschärft.