+++ News-Update zum Klimagipfel +++ Euston hat ein Problem – Hunderte sitzen an Londoner Bahnhof fest

Wegen eines umgestürzten Baums konnten viele Teilnehmer des Klimagipfels nicht wie geplant anreisen. Auf einem Londoner Bahnhof wurde es besonders eng. Und: Der Papst hat eine Botschaft für Glasgow. Der Überblick.
Auf dem Bahnhof Euston saßen Hunderte Teilnehmer der COP26 fest

Auf dem Bahnhof Euston saßen Hunderte Teilnehmer der COP26 fest

Foto: Tom Nicholson / REUTERS
Euston hat ein Problem

16.55 Uhr: Ein Unwetter hat etliche Teilnehmer der Klimakonferenz ausgebremst. Ein nächtlicher Sturm stürzte in der Grafschaft Northamptonshire einen Baum auf die Oberleitung der einzigen Direktverbindung zwischen London und Glasgow, wie das für das britische Schienennetz zuständige Unternehmen Network Rail mitteilte. In der Folge mussten die Züge auf der Strecke ausfallen.

Wegen des Bahnchaos' saßen Delegierte und Journalisten in der britischen Hauptstadt oder anderen Städten entlang der Strecke fest. Die Umweltjournalistin Cecilia Keating veröffentlichte auf Twitter Fotos der überfüllten Halle des Londoner Bahnhofs Euston. »Hunderte Delegierte einer Klimakonferenz sitzen in Euston fest, weil die britische Infrastruktur dem Klimawandel nicht gewachsen ist«, schrieb sie .

Viele Klimaaktivisten hatten sich vor der Weltklimakonferenz COP26 für eine Anreise mit der Bahn ausgesprochen. Unter anderem die schwedische Aktivistin Greta Thunberg reiste per Zug an – allerdings bereits am Samstag.

Merkel und Scholz loben Klimabeschlüsse der G20

17.32 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel und Vizekanzler Olaf Scholz haben die Klimabeschlüsse des G20-Gipfels in Rom für gut befunden. Die Beschlüsse seien »ein gutes Signal« für die Weltklimakonferenz in Glasgow, sagte Merkel am Sonntag in der italienischen Hauptstadt. Es sei wichtig, dass man nun für die Klimaneutralität die Mitte des Jahrhunderts als Ziel nehme. Der Ausstieg aus der Finanzierung neuer Kohlekraftwerke sei genauso bedeutend. Damit werde der Umstieg auf andere Energieträger sehr viel schneller erfolgen. Erdgas werde dabei »eine zentrale Rolle« spielen, fügte Merkel hinzu.

Für Afrika habe dieser Beschluss große Bedeutung. »Wir werden uns sicherlich darüber Gedanken machen müssen, wie man eine vernünftige Finanzierung für Afrika gerade im Bereich des Erdgases hinbekommt.«

»Man kann sehen, dass sich die Welt in die richtige Richtung bewegt«, sagte Scholz, Merkels wahrscheinlicher Nachfolger im Kanzleramt, zu den Klimabeschlüssen. Es gebe aber noch viel zu tun. Der SPD-Politiker verwies ebenfalls darauf, dass man noch vor wenigen Jahren nicht damit habe rechnen können, dass man Klimaneutralität in der Mitte des Jahrhunderts anstreben würde.

Ein Münzwurf gegen den Klimawandel?

16.40 Uhr: Einige Staats- und Regierungschefs der G20-Länder haben am Morgen des zweiten Gipfeltags einen Spaziergang um Roms berühmten Trevi-Brunnen gemacht. Mit dabei waren am Sonntagvormittag unter anderem die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel, Italiens Ministerpräsident Mario Draghi und Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron.

Ein Klassiker vor der berühmten Sehenswürdigkeit durfte nicht fehlen: Der Wurf einer Münze über die Schulter in den Brunnen.

Vielleicht haben sich ja einige der Staatenlenker einen guten Kompromiss für das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens gewünscht.

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Lawrow verteidigt Russlands Ziel von CO₂-Neutralität erst bis 2060

15.38 Uhr: Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat beim G20-Gipfel das Ziel einer Kohlendioxid-Neutralität erst bis zum Jahr 2060 verteidigt. »Wir haben angekündigt, dass wir die CO₂-Neutralität nicht später als 2060 erreichen werden«, sagte Lawrow am Sonntag in Rom bei einer Pressekonferenz. »Das ist unsere berechnete Verpflichtung und daran halten wir uns.« Zuvor war bekannt geworden, dass die großen Wirtschaftsmächte sich zum Abschluss ihres Gipfels nicht auf eine ehrgeizige Erklärung zum Klimaschutz verständigen konnten.

Während anfangs konkret das Jahr 2050 für »Netto-Null-Emissionen von Treibhausgasen oder Kohlendioxidneutralität« festgeschrieben werden sollte, ist im ausgehandelten Text für das Kommuniqué als Ziel nur noch allgemein von »bis oder um die Mitte des Jahrhunderts« die Rede.

»Niemand hat uns oder irgendjemandem sonst bewiesen, dass 2050 irgendetwas ist, dass jeder unterschreiben muss«, sagte Lawrow. Russland wolle nicht mit »leeren Ambitionen und leere Versprechungen« arbeiten.

SPIEGEL-Kolumne »Hoffen auf zwei Wunder«

14.40 Uhr: »Um die Menschheit abzusichern, müsste bei der Klimakonferenz von Glasgow ein Verhandlungswunder geschehen. Viele Regierungen aber scheinen weiterhin auf ein ganz anderes Wunder zu hoffen. Das ist ein böses Omen.« Hier geht es zur Kolumne von Christian Stöcker.

G20-Staaten stellen sich hinter 1,5 Grad-Ziel

13.43 Uhr: Zum Auftakt des Weltklimagipfels 2021 bekräftigen die 20 führenden Industrienationen die Ziele des Gipfels von 2015. Hier geht es zu unserer Meldung.

Greta Thunberg verteidigt radikale Proteste

13.40 Uhr: »Die Schulstreik-Bewegung wäre nie so bekannt geworden, wenn einige Leute nicht angepisst gewesen wären«: Umweltaktivistin Greta Thunberg hat folgenreichere Formen des Protests im Kampf für mehr Klimaschutz verteidigt. Konkret angesprochen auf Aktivisten, die Straßen blockieren, sagte Thunberg: »Solange niemand verletzt wird, denke ich, dass man manchmal Leute verärgern muss«.

Thunberg war am Samstag in Glasgow angekommen. Zahlreiche Klimaaktivisten, die ebenfalls mit dem Zug in die schottische Großstadt reisten, empfingen die 18-Jährige begeistert. Polizisten mussten Thunberg abschirmen. Nach eigenen Angaben wurde sie nicht offiziell zur COP26 eingeladen. In Glasgow möchte sie einen Klimaprotest anführen.

Thunberg warf COP-Gastgeber Großbritannien vor, Klimaschutz nicht ernst genug zu nehmen. »Wenn man ein Muster politischer Entscheidungen sieht, die stets vermeiden, echte Maßnahmen zu ergreifen, kann man aus diesem Muster Schlussfolgerungen ziehen. Nämlich, dass Klimaschutz derzeit wirklich nicht die höchste Priorität hat«, sagte sie. Kürzlich hatte die britische Regierung angekündigt, Abgaben auf Inlandsflüge zu senken. Außerdem hält London trotz Protesten am Ausbau eines neuen Ölfelds in der Nordsee fest.

Papst Franziskus: »Schrei der Erde und der Armen« hören

13.38 Uhr: Papst Franziskus hat vor dem Start des Uno-Klimagipfels in Glasgow die teilnehmenden die Staats- und Regierungschefs aufgefordert, »den Schrei der Erde und der Armen« zu hören.

Franziskus, der den Schutz der Umwelt zu einem zentralen Anliegen seines Pontifikats gemacht hat, sagte bei seiner Segnung auf dem Petersplatz, er hoffe, dass das Treffen »wirksame Antworten und konkrete Hoffnung für künftige Generationen« bieten werde.

Auch in einem am Sonntag in der italienischen Zeitung »Il Corriere della Sera« veröffentlichten Text hatte das Oberhaupt der katholischen Kirche ein entschlossenes gemeinsames Handeln gefordert. Der Papst beklagt in seinem Text, der das Vorwort seines im November erscheinenden Buches ist, »eine ökologische Krise« und »eine soziale Krise, die durch eine Gesundheitskrise mörderisch geworden« seien. Diese Krisen böten aber auch die »Möglichkeit, Fehler der Vergangenheit anzuerkennen und daraus Lehren zu ziehen«.

»Es ist jetzt Zeit groß zu denken, unsere Prioritäten zu überdenken und unsere Zukunft neu zu planen. Es ist Zeit zu handeln, gemeinsam zu handeln, es ist Zeit«, schreibt das geistliche Oberhaupt der Katholiken.

Uno-Klimachefin: Ohne Umsteuern blickt Menschheit in düstere Zukunft

13.35 Uhr: Zum Auftakt der Weltklimakonferenz hat Uno-Klimachefin Patricia Espinosa deutlich mehr Ehrgeiz der Staatengemeinschaft im Kampf gegen die Erderhitzung gefordert. Man stehe beim Klimaschutz an einem »Wendepunkt der Geschichte«, sagte die Exekutivsekretärin der Klimarahmenkonvention (UNFCC) am Sonntag vor dem Plenum der Konferenz, an der etwa 200 Staaten teilnehmen. »Entweder wir setzen auf eine schnelle und groß angelegte Reduzierung der Emissionen, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Oder wir akzeptieren, dass die Menschheit einer düsteren Zukunft auf diesem Planeten entgegenblickt.« Ein Weiter-so beim Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase komme einer »Investition in unsere eigene Auslöschung« gleich.

Alle Artikel zum Uno-Klimagipfel

Anfang November trifft sich die Staatengemeinschaft im schottischen Glasgow zur 26. Uno-Klimakonferenz, der COP26. Auf dem zweiwöchigen Treffen geht es darum, die Ziele der Länder zu erhöhen und gemeinsame Regeln für den Kampf gegen die Klimakrise zu definieren. Lesen Sie hier alle Artikel zum Gipfel.

Die zweiwöchige Konferenz, die am 12. November enden soll, müsse ein Erfolg werden, sagte Espinosa. Weil die Emissionen weiter steigen, brauche es mehr Klimaschutzzusagen speziell der großen G20-Wirtschaftsmächte. Begleitet werden müsse dies von mehr Unterstützung für ärmere Staaten. Dabei gehe es nicht nur um die schon zugesagten 100 Milliarden US-Dollar jährlich für den Klimaschutz in Entwicklungsländern, sondern um die Mobilisierung von Billionen. Eingeläutet werde müsse ein »neues Zeitalter der Widerstandskraft«. Die Verhandler ermutigte sie, über ihren Tellerrand zu gucken und festgelegte Verhandlungspunkte zu hinterfragen.

Die offizielle Eröffnungszeremonie hatte sich zuvor um etwa eine Stunde verzögert, sie begann mit einer Schweigeminute für die Opfer der Coronapandemie. Es reisen voraussichtlich etwa 25.000 Menschen an, darunter Tausende Journalisten und Klimaschutzaktivisten.

svs/dpa/Reuters/AFP
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