Diplomatische Eskalation Moskau weist 20 tschechische Botschaftsmitarbeiter aus

Erst schickt Tschechien russische Diplomaten nach Hause, jetzt kommt der Konter aus Moskau. Hintergrund des Streits sind Explosionen in einem Munitionslager – nach Angaben aus Prag stecken Russlands Geheimdienste dahinter.
Das Auto des tschechischen Botschafters Vitezslav Pivonka vor dem russischen Außenministerium

Das Auto des tschechischen Botschafters Vitezslav Pivonka vor dem russischen Außenministerium

Foto: Mikhail Tereshchenko / imago images/ITAR-TASS

Als Reaktion auf die Ausweisung von 18 russischen Diplomaten aus Tschechien weist Moskau seinerseits 20 tschechische Diplomaten aus. Das gab das russische Außenministerium am Sonntagabend in Moskau bekannt. Nach tschechischen Angaben geht es um 16 Diplomaten und vier Mitarbeiter ohne Diplomatenstatus. Sie müssen bis Montagabend Russland verlassen.

Zuvor hatte das russische Außenministerium Prag bereits mit Vergeltung gedroht. Am Abend wurde der tschechische Botschafter in Moskau ins Außenministerium einbestellt. Der russischen Staatsagentur Tass zufolge dauerte die Unterredung nur 20 Minuten. In Moskau verbleiben damit nur noch etwa fünf tschechische Diplomaten.

Die tschechische Regierung hatte am Samstag angekündigt, wegen der mutmaßlichen Verwicklung Moskaus in die Explosion eines Munitionslagers insgesamt 18 Beschäftigte der russischen Botschaft auszuweisen. Bei ihnen soll es sich um Agenten der Geheimdienste SWR und GRU handeln.

In dem Munitionslager in Vrbetice im Osten Tschechiens war es im Oktober und Dezember 2014 zu mehreren Explosionen gekommen. Dabei starben zwei Beschäftigte einer Rüstungsfirma. Zudem entstand hoher Sachschaden. Das Munitionslager wurde von Rüstungsfirmen genutzt. Einem Bericht des Magazins »Respekt« zufolge war ein Teil der Güter für die Ukraine bestimmt, die im Osten ihres Landes gegen prorussische Separatisten kämpft. Nach den Explosionen waren tschechische Soldaten zwei Jahre lang damit beschäftigt, Blindgänger zu entschärfen und das Areal wieder sicher zu machen.

Tschechiens Ministerpräsident Andrej Babis sprach am Wochenende von »eindeutigen Beweisen« für Russlands Beteiligung. »Tschechien ist ein souveräner Staat und muss auf diese nie dagewesenen Enthüllungen in entsprechender Form reagieren«, sagte er. Der Präsident des Senats, Milos Vystrcil, sprach von »Staatsterrorismus«. Die Regierung setzte den russischen Diplomaten eine Frist von 48 Stunden, in denen sie Tschechien verlassen müssen.

Russland weist jede Verwicklung in den Fall zurück und sprach von einer »beispiellosen Entscheidung«.

svs/AFP/dpa

Mehr lesen über

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren