»Islamfeindlicher Scharlatan« Türkei bestellt nach Koranverbrennung dänischen Botschafter ein

Rechtsextremist Rasmus Paludan vor der türkischen Botschaft in Stockholm (am 21. Januar)
Foto: Fredrik Sandberg/TT / EPADie Türkei hat erneut einen Botschafter eines westlichen Landes wegen islamfeindlicher Aktionen einbestellt. Der dänische Botschafter sei ins Außenministerium berufen worden, weil »ein Angriff auf den Koran« vor der Botschaft der Türkei erlaubt worden sei, berichtete die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu.
Der rechtsextreme Politiker und Provokateur Rasmus Paludan hatte nach seiner Ankündigung in der schwedischen Tageszeitung »Aftonbladet« , von nun an jeden Freitag Exemplare des Korans verbrennen zu wollen, bis Schweden in der Nato sei, Taten folgen lassen. Vor einer Moschee im Nordwesten von Kopenhagen zündete er einen Koran an, wie die dänische Nachrichtenagentur Ritzau berichtete. Rund 50 Polizeibeamte waren demnach vor Ort.
Der aus Dänemark stammende Paludan hat auch die schwedische Staatsbürgerschaft inne. Anders als in Schweden benötigt er in Dänemark nach »Aftonbladet«-Angaben keine Genehmigung für solche Kundgebungen, er muss sie den Behörden nur 24 Stunden vorher melden.
Die Einbestellung des dänischen Botschafters war bereits vor der Verbrennung erfolgt. Das türkische Außenministerium schrieb hinterher über die Aktion, man verurteilte, dass das wiederholte »Hassverbrechen« eines »islamfeindlichen Scharlatans« nicht verhindert worden sei. Durch solch unterlassenes Handeln würden »universelle Werte« mit Füßen getreten und rassistische Angriffe provoziert.
Dänischer Außenminister reagiert auf Einbestellung
Dänemarks Außenminister Lars Løkke Rasmussen versuchte, die Wogen zu glätten. In einer E-Mail an die Nachrichtenagentur Reuters schrieb er, Dänemarks Aufgabe sei es nun, der Türkei die offene Demokratie seines Landes zu verdeutlichen und dass es einen Unterschied zwischen Dänemark als Land und Individuen mit stark voneinander abweichenden Meinungen gebe, schrieb Rasmussen.
In den vergangenen Wochen hatten mehrere Aktionen in westlichen Ländern Empörung in der Türkei ausgelöst. In Stockholm etwa hängten Aktivisten eine Erdoğan ähnelnde Puppe an den Füßen auf, vor der türkischen Botschaft in der schwedischen Hauptstadt verbrannte Paludan dann den Koran .
Daraufhin sagte die Türkei ein Treffen mit Schweden und Finnland, die beide dem Militärbündnis beitreten wollen, ab. Die Aufnahme erfordert die Ratifizierung durch alle Nato-Länder. Die Türkei weigert sich jedoch und stellt Forderungen für ihre Zustimmung. Die Türkei und Ungarn sind die einzigen Mitglieder, die der Erweiterung noch nicht zugestimmt haben.