Konflikt mit Serbien Kosovos Regierungschef verlangt mehr Nato-Soldaten in seinem Land

Italienische Soldaten der Kfor-Mission in der Stadt Mitrovica in Nord-Kosovo
Foto: STRINGER / AFPIm Grenzkonflikt zwischen Serbien und Kosovo hat der kosovarische Regierungschef Albin Kurti eine größere Präsenz von Nato-Truppen in seinem Land gefordert. »Eine wesentliche Verstärkung von Nato-Soldaten und militärischer Ausrüstung in unserem Land würde die Sicherheit und den Frieden im Kosovo und in der gesamten Westbalkan-Region verbessern«, sagte Kurti der »Welt« .
Kurti verkündete zudem, dass Kosovo die Verteidigungsausgaben und die Zahl seiner Soldaten und Reservisten erhöhe. »Eine Aufstockung der Soldaten in der von der Nato gestellten Friedenstruppe Kfor würde unsere Anstrengungen im Verteidigungsbereich unterstützen«, sagte der Regierungschef.
Die Kfor-Mission ist seit 1999 für Sicherheit und Stabilität im Kosovo verantwortlich. An dem Einsatz im Kosovo können sich laut Bundestagsmandat weiterhin bis zu 400 deutsche Soldatinnen und Soldaten beteiligen. Derzeit sind dort rund 70 im Einsatz. Insgesamt umfasst Kfor laut Nato derzeit knapp 3800 Einsatzkräfte aus 28 Ländern.
In den vergangenen Wochen hatte sich der Grenzkonflikt zwischen Serbien und dem Kosovo zugespitzt. Kurz vor dem Jahreswechsel entspannte sich die Lage vorläufig etwas, nachdem Kosovo zwei weitere Grenzübergänge geöffnet hatte. Seit dem 10. Dezember waren die Übergänge geschlossen gewesen. Zuvor war bereits der Merdare, der größte Grenzübergang zu Serbien, geöffnet worden.
Ethnische Serben im Norden des Kosovo hatten wochenlang Straßen blockiert, um gegen die Regierung in Pristina zu protestieren. Sie weigern sich, die Unabhängigkeit der Region anzuerkennen. Serbien bezeichnet Kosovo als autonome serbische Provinz.
Der Streit rief international Besorgnis hervor, zumal Serbien seine Armee in Alarmbereitschaft versetzte. Die Nato forderte Zurückhaltung und Dialogbereitschaft. Die Öffnung der Grenzübergänge folgte auf die Zusage der ethnischen Serben, die Straßenblockaden aufzuheben. Auch die Alarmbereitschaft der serbischen Streitkräfte wurde am Donnerstag aufgehoben.
Kurti: Männer mit Abzeichen der Wagner-Söldnertruppe an Barrikaden
An den Straßenbarrikaden, die auf der serbischen Seite der Grenze aufgebaut worden waren, waren laut Kurti Männer beteiligt, die Abzeichen der russischen Söldnergruppe Wagner sowie des nationalistischen russischen Motorradclubs Nachtwölfe getragen hätten.
Dies mache »die Notwendigkeit zusätzlicher Nato-Truppen ebenso deutlich wie die Anhäufung serbischer Truppen und Artillerie entlang der kosovarischen Grenze«, sagte der kosovarische Regierungschef.
Der Konflikt zwischen den Ländern schwelt seit mehr als 20 Jahren. 2008 hatte sich Kosovo mit westlicher Unterstützung für unabhängig erklärt. Vorausgegangen war ein Krieg in den Jahren 1998 und 1999, in den die Nato zum Schutz der albanischen Zivilisten eingriff. Bis 2008 hatte die Uno-Mission Unmik das Kosovo verwaltet. Belgrad bestärkt die serbische Minderheit im Norden des Kosovo in ihren Versuchen, sich der Autorität der Regierung in Pristina zu widersetzen. Russland wiederum gilt als enger Verbündeter Serbiens und hatte Belgrad in dem Konflikt kürzlich erneut seine Unterstützung zugesichert.