»Das Schicksal, das wir umarmen« Kosovo reicht EU-Beitrittsantrag offiziell ein

»Die Europäische Union ist ein Ziel, das wir anstreben«: Kosovo bewirbt sich offiziell um den EU-Beitritt. In naher Reichweite ist die Mitgliedschaft aber nicht.
Kosovos Ministerpräsident Albin Kurti mit dem tschechischen EU-Minister Mikulas Bek: Beitrittsgesuch eingereicht

Kosovos Ministerpräsident Albin Kurti mit dem tschechischen EU-Minister Mikulas Bek: Beitrittsgesuch eingereicht

Foto: Michal Cizek / AFP

Die Republik Kosovo hat offiziell ihr EU-Beitrittsgesuch eingereicht. Ministerpräsident Albin Kurti überreichte den Antrag in Prag an die tschechische Regierung, die derzeit die EU-Präsidentschaft innehat. »Die Europäische Union ist ein Ziel, das wir anstreben, und sie ist das Schicksal, das wir umarmen«, sagte Kurti.

Das entsprechende Dokument hatten Staatspräsidentin Vjosa Osmani, Ministerpräsident Albin Kurti und Parlamentspräsident Glauk Konjufca am Mittwoch in der Hauptstadt Pristina unterzeichnet. Für den jüngsten Staat Europas war es ein eher symbolischer Akt: Die EU-Mitgliedschaft ist für das seit 2008 unabhängige Land derzeit nicht in Reichweite.

Formell hat das Kosovo lediglich eine »EU-Beitrittsperspektive«. Auch der Kandidatenstatus, den Bosnien-Herzegowina erhalten soll, steht nicht zur Debatte. Haupthindernis bei der EU-Annäherung ist, dass fünf EU-Mitgliedsländer – Spanien, Rumänien, die Slowakei, Griechenland und Zypern – das Kosovo nicht anerkennen.

Konflikt mit Serbien

Das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Land hatte früher zu Jugoslawien beziehungsweise Serbien gehört. Nach Repressionen der serbischen Sicherheitskräfte gegen die albanische Zivilbevölkerung bombardierte die Nato im Frühjahr 1999 Ziele im damaligen Rest-Jugoslawien (Serbien und Montenegro). Die serbischen Sicherheitskräfte und Staatsorgane verließen das Kosovo. Die Verwaltung und die Schaffung kosovarischer Institutionen übernahm die Uno-Mission UNMIK.

Im Februar 2008 erklärte das kosovarische Parlament die Unabhängigkeit. Mehr als hundert Länder, darunter Deutschland, nicht aber Russland, China, Serbien und die fünf EU-Länder, erkannten den neuen Staat an. Serbien verzichtet bis heute nicht auf seinen Anspruch auf das Territorium des Kosovo. Dabei schürt es immer wieder Spannungen in dem mehrheitlich von ethnischen Serben bewohnen Nordteil des Landes.

Voraussetzung für eine Aufnahme des Kosovo ist, das Verhältnis des Landes zu Serbien zu entspannen. Die EU hatte zuletzt einen neuen Vorschlag zur Normalisierung der Beziehungen vorgelegt. Er sieht nach Angaben von Diplomaten vor, dass Serbien die Unabhängigkeit des Kosovo zwar nicht anerkennen muss, aber akzeptieren soll.

Konkret soll das insbesondere bedeuten, dass die Regierung in Belgrad nicht mehr länger die Mitgliedschaft des Kosovo in internationalen Organisationen blockiert. Serbien könnte im Gegenzug erhebliche finanzielle und wirtschaftliche Hilfen der EU bekommen.

ptz/dpa/AP/Reuters
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