»Helfen Sie uns« Lampedusas Bürgermeister appelliert nach Flüchtlingstragödie an Meloni

Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni
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Die Worte des Bürgermeisters sind dramatisch: »Ich richte einen Appell an Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Die Regierung sollte uns bei der Bewältigung dieser großen Tragödie nicht allein lassen. Helfen Sie uns, so kommen wir nicht mehr weiter«, wird Filippo Mannino, Bürgermeister von Lampedusa, in italienischen und auch in österreichischen Medien zitiert.

Polizisten auf Lampedusa erwarten ein Boot der Küstenwache: An Bord sind zahlreiche Gerettete – und acht Leichen.
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Zuvor waren auf einem von der italienischen Küstenwache vor der Küste von Lampedusa geretteten Schiff acht Geflüchtete tot aufgefunden worden. Wie die Staatsanwaltschaft einem Reuters-Bericht zufolge am Freitag mitteilte, wurden zwei weitere Menschen vermisst. Etwa 40 Geflüchtete seien gerettet und in den Haupthafen von Lampedusa gebracht worden. Den Angaben zufolge eskortierten die italienischen Behörden drei weitere Schiffe mit insgesamt 156 Menschen nach Lampedusa.
Insgesamt erreichten Italien im Jahr 2022 demnach 105.140 Geflüchtete auf dem Seeweg – 2021 seien dies 67.477 gewesen, 2020 waren es 34.154.
Das Unglück ereignete sich kurz vor dem Antrittsbesuch Melonis am Freitagnachmittag bei Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Im Vorfeld übten Politiker aus der Ampelkoalition Kritik an Italiens Regierungschefin und ihrer Flüchtlingspolitik.
»Wir dürfen nicht hinnehmen, dass Menschen Opfer der italienischen Politik werden«
Der Vorsitzende der deutsch-italienischen Parlamentariergruppe im Bundestag, Axel Schäfer (SPD), warf Meloni in der Mediengruppe Bayern vor, »auch den Tod von Migranten im Mittelmeer in Kauf« zu nehmen. »Wir müssen die Flüchtlingspolitik in Europa solidarischer und gerechter machen«, forderte der SPD-Politiker. »Wir dürfen nicht hinnehmen, dass Menschen Opfer der italienischen Politik werden.«
Schäfer warnte davor, die Zurückhaltung Melonis in den ersten 100 Tagen ihrer Amtszeit als Läuterung zu verstehen. »Sie ist und bleibt eine Postfaschistin.«
Niemand dürfe sich vom zuletzt zurückhaltenden Auftreten von Meloni täuschen lassen, sagte auch der Vorsitzende des Europaausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter (Grüne), den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. »Meloni ist noch immer die Vertreterin einer postfaschistischen Partei, die extrem rechte Positionen vertritt.«
Die italienische Regierungschefin soll mit militärischen Ehren im Bundeskanzleramt empfangen werden. Beim folgenden Gespräch mit Scholz stehen nach Angaben einer Regierungssprecherin »bilaterale, europäische und internationale Themen im Mittelpunkt«.