Großbrand in Flüchtlingslager Das Inferno von Moria

Das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos ist nach einem verheerenden Brand fast vollständig zerstört. Zuletzt lebten dort mehr als 12.000 Migranten - bei einer ursprünglich vorgesehenen Kapazität von 2800 Plätzen.

Geflüchtete rannten in der Nacht zu Mittwoch durch das brennende Flüchtlingslager, nachdem an mehreren Stellen Feuer ausgebrochen war. Winde mit einer Geschwindigkeit von bis zu 70 Kilometern pro Stunde hatten die Flammen angeheizt.

Zelte und andere Unterkünfte brannten ab, weshalb die Behörden das Flüchtlingslager trotz einer Covid-19-Sperre evakuierten. Am Dienstag war bekannt geworden, dass die Zahl der Corona-Infizierten in Moria auf 35 gestiegen ist. Vorausgegangen waren 2000 Tests, seit das Virus vergangene Woche bei einem der Lagerbewohner entdeckt worden war.

Das Lager sollte bis zum 15. September unter Quarantäne bleiben - doch das ist jetzt nicht mehr möglich. Hier verlässt eine Migrantin nach dem Brand das Flüchtlingslager mit ihren Habseligkeiten.

Zwischen 12.000 und 13.000 Menschen haben nun nach Angaben des griechischen Migrationsministers Notis Mitarakis keine Unterkunft mehr. Darunter sollen rund 400 unbegleitete Minderjährige sein.

Hilfsorganisationen zufolge irren Tausende der Geflüchteten nun über die Insel Lesbos. Einwohner sollen sie daran gehindert haben, ein nahegelegenes Dorf zu betreten.

Junge Migranten gehen am Morgen nach den Bränden durch das verwüste Areal. Mehrere deutsche Politiker forderten, unbegleitete minderjährige Bewohner des zerstörten Camps in Deutschland aufzunehmen.

Teile der Migranten sammelten sich auf umliegenden Straßen - dort wurden sie mitunter von der Polizei bewacht. Den Bränden waren Unruhen vorausgegangen, nachdem die Sicherheitsvorkehrungen in dem Lager wegen des Coronavirus verstärkt worden waren.

Die Regierung in Athen hatte mitgeteilt, die Brände und Randale in dem Camp seien ausgebrochen, weil Migranten gegen die Quarantäne von infizierten Lagerbewohnern und gegen die zweiwöchige Abriegelung des Lagers wegen der Corona-Fälle protestiert hätten.

Ein Mann begeht das fast vollständig abgebrannte Lager. Viele der Bewohner flohen in die umliegenden Wälder. Todesfälle hat es nach Regierungsangaben nicht gegeben. Über mögliche Verletzte ist bisher nichts bekannt.

Ein junger Bewohner des zerstörten Flüchtlingslagers bringt eine Matratze in Sicherheit. Unterdessen machen die deutschen Länder Druck, den ehemaligen Bewohnern zu helfen. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) will bis zu 1000 Flüchtlinge aus Moria aufnehmen.

Geflüchtete versuchten in der Nacht des Brandes, den Hafen der nahegelegenen Inselhauptstadt Mytilene über eine von der griechischen Polizei gesperrte Straße zu erreichen.

Unterkünfte des Flüchtlingscamps vor dem Brand: Das Lager befindet sich auf dem Gelände einer ehemaligen Militäranlage unweit der Ostküste der Insel Lesbos.