Gescheiterte Libyen-Gespräche Erdogan droht Haftar mit "Lektion"

Recep Tayyip Erdogan: Gespräche in Moskau "haben der internationalen Gemeinschaft das wahre Gesicht Haftars gezeigt"
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Nach den ergebnislosen Verhandlungen der libyschen Konfliktparteien in Moskau droht der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan dem abtrünnigen libyschen General Khalifa Haftar. "Wir werden nicht zögern, dem Putschisten Haftar eine verdiente Lektion zu erteilen, wenn er die Angriffe auf die legitime Regierung des Landes und unsere Brüder in Libyen fortsetzt", sagte Erdogan während eines Parteitreffens in Ankara.
Worin genau die mögliche „Lektion“ bestehen soll, sagte er nicht. Die Türkei ist mit dem von der Uno anerkannten libyschen Regierungschef Fayez Sarraj verbündet und hat erst vor Kurzem Truppen nach Libyen verlegt.
Erdogan sagte, die Libyen-Frage werde am Sonntag bei internationalen Friedensgesprächen in Berlin diskutiert. Teilnehmen sollen demnach Vertreter aus Europa, Nordafrika, der Golfregion sowie der Uno. Die Bundesregierung plant eine Konferenz in der Hauptstadt, hatte bislang jedoch keinen genauen Termin bekannt gegeben.
Vereinbarung sollte Einzelheiten der Waffenruhe klären - doch Haftar reiste ab
Haftar hatte die von der Türkei und Russland vermittelten Gespräche am Montag in Moskau verlassen, ohne das von Sarraj bereits unterschriebene Abkommen über eine Waffenruhe zu unterzeichnen. Auf die Feuerpause hatten sich beide Seiten am Sonntag geeinigt. In Moskau sollten die genauen Einzelheiten geklärt werden.
Zunächst habe Haftar der Waffenruhe noch zugestimmt, sagte Erdogan. "Aber später verließ er Moskau leider, er floh aus Moskau." Dennoch bezeichnete der türkische Staatschef die Gespräche in Russlands Hauptstadt als "positiv". "Sie haben der internationalen Gemeinschaft das wahre Gesicht Haftars gezeigt", sagte Erdogan.
Das russische Verteidigungsministerium teilte hingegen mit, die libyschen Konfliktparteien seien sich weiterhin "im Grundsatz" einig, die Waffenruhe aufrechtzuerhalten. Haftar benötige jedoch zwei weitere Tage, um mit ihm loyalen Stämmen über den Text der Vereinbarung zu beraten, hieß es weiter. Die Feuerpause werde in der Zwischenzeit fortgesetzt. Am Montagabend hatte Haftar zunächst um Bedenkzeit bis Dienstagmorgen gebeten, um über eine Unterzeichnung der Vereinbarung zu entscheiden. Nach Angaben des russischen Außenministeriums war er dann jedoch vor Ablauf dieser Frist abgereist.
Der abtrünnige General, der von Russland, Ägypten und Saudi-Arabien unterstützt wird, hat weite Teile Libyens unter seiner Kontrolle und genießt den Rückhalt des Parlaments mit Sitz im Osten des Landes. Seit dem Sturz von Langzeitherrscher Muammar al-Gaddafi 2011 herrscht dort ein Bürgerkrieg.