Nach 22 Jahren und »reiflicher Überlegung« Luxemburgs Premier Bettel zieht Diplomarbeit zurück

Auf 54 von 56 Seiten soll Xavier Bettel fremde Texte ohne Quellenangabe übernommen haben. Weil das als »eine Art Plagiat gewertet« werden könne, hat Luxemburgs Premier seine Abschlussarbeit nun zurückgezogen.
Xavier Bettel

Xavier Bettel

Foto: Eric Herchaft / dpa

Der luxemburgische Premierminister Xavier Bettel hat nach einer Plagiatsprüfung durch die Universität Nancy seine vor 22 Jahren eingereichte Diplomarbeit zurückgezogen. Dies teilte Bettel am Dienstag in einer Erklärung mit. Zugleich betonte er, die Universität sei zum Ergebnis gekommen, dass er sein Diplom behalten dürfe, sofern er »fehlende Textverweise« nachliefere. Der 48-Jährige hatte in Frankreich Öffentliches Recht und Politikwissenschaft studiert. Von der Hochschule gab es zunächst keine Erklärung.

Nach Bettels Angaben teilte ihm die Universität mit, die Arbeit im Kontext der vor mehr als 20 Jahren praktizierten Zitierweise geprüft zu haben. Sie habe anerkannt, dass es sich um eine Synthese von Dokumenten handelte, wie es damals »üblich und akzeptiert« gewesen sei. Auch habe die Universität bestätigt, dass es sich um eine »Originalarbeit« handele. Er habe aber einzelne Passagen »nicht mit separaten Textverweisen versehen, sodass sie als eine Art Plagiat gewertet werden können«.

Bettel bittet Universität um Entschuldigung

»Nach reiflicher Überlegung« habe er die Universität gebeten, sein Diplom zurückzuziehen. »Damit sollen Zweifel an den Verdiensten des DEA (Diploms) ausgeräumt und ein Vertrauensverlust in die akademische Arbeit vermieden werden«, schrieb Bettel. »Ich bedauere diese Situation und bitte die Universität, meine Entschuldigung und meine Entscheidung zu akzeptieren.«

Das Onlinemagazin Reporter.lu hatte Bettel im Oktober 2021 vorgeworfen, in seiner Arbeit über mögliche Reformen des Wahlsystems für das Europaparlament auf 54 von 56 Seiten (96 Prozent) fremde Texte ohne Quellenangabe übernommen zu haben. Der »Copy-and-Paste-Premier« habe »seitenlang aus anderen Publikationen abgeschrieben, ohne dies in irgendeiner Form durch Anmerkungen oder Fußnoten kenntlich zu machen«. Nur auf zwei Seiten gebe es keine plagiierten Textpassagen. Bettel räumte daraufhin ein, »dass man es hätte anders machen sollen, ja vielleicht anders machen müssen«.

svs/dpa

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