Streit über türkische Erdgasbohrungen Macron verstärkt Frankreichs Präsenz im östlichen Mittelmeer

Seit Tagen eskaliert im Mittelmeer der Streit über türkische Erdgasbohrungen vor der griechischen Insel Kastelorizo. Frankreich will jetzt Militär schicken, um die "Lage besser einschätzen zu können".
Türkisches Forschungsschiff "Oruc Reis" im östlichen Mittelmeer

Türkisches Forschungsschiff "Oruc Reis" im östlichen Mittelmeer

Foto: Ibrahim Laleli/ dpa

Angesichts des Streits um Erdgasfelder hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron angekündigt, die französische Militärpräsenz im östlichen Mittelmeer vorübergehend zu verstärken. Macron drückte am Mittwoch in einem Telefongespräch mit dem griechischen Regierungschef Kyriakos Mitsotakis seine Besorgnis über die Spannungen dort aus, wie der Élysée-Palast mitteilte. Diese würden durch die einseitigen Entscheidungen der Türkei zur Erdölförderung verursacht und müssten beendet werden.

Um die Lage in der Region besser einschätzen zu können und um Entschlossenheit zu demonstrieren, die Einhaltung des Völkerrechts zu gewährleisten, würde die Militärpräsenz in den kommenden Tagen temporär verstärkt, so das Präsidialamt. Dies geschehe in Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern, darunter Griechenland.

Mitsotakis hatte zuvor signalisiert, dass er zu Verhandlungen mit der Türkei bereit sei. Diese könnten aber nicht unter dem Eindruck der jüngsten Drohungen Ankaras stattfinden. "Wir sind bereit, mit allen unseren Nachbarn zu reden", hatte Mitsotakis im Staatsfernsehen erklärt. Zum dritten Tag in Folge setzte am Mittwoch das türkische Forschungsschiff "Oruc Reis" seine Forschungen nach Erdgas im Mittelmeer südlich der griechischen Insel Megisti (Kastelorizo) fort. Türkische Kriegsschiffe beschützen es.

Griechische Kriegsschiffe sandten alle 15 Minuten per Funk einen Aufruf an den Kapitän der "Oruc Reis", die Region umgehend zu verlassen. Die Aufrufe blieben jedoch unbeantwortet, wie es am Morgen aus Kreisen des Verteidigungsministeriums in Athen hieß. 

Die Suche der Türkei ist aus Sicht Athens illegal, weil die Region zur sogenannten Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) des EU-Landes gehöre. Die EU hat die türkischen Aktionen verurteilt und Ankara aufgefordert, sie einzustellen. Auch aus Berlin kam Kritik. Nach türkischer Lesart haben Inseln wie Kreta oder Megisti zwar Hoheitsgewässer, aber keine Ausschließliche Wirtschaftszone.

Erst vor Kurzem war auch Frankreich auf dem Mittelmeer mit der Türkei aneinandergeraten: Die französische Fregatte "Courbet" wollte im Rahmen der Nato-Mission "Sea Guardian" ein Schiff inspizieren, das verdächtig war, unter Umgehung des Uno-Embargos Waffen ins Bürgerkriegsland Libyen zu schmuggeln. Nach Darstellung der Franzosen hat daraufhin die türkische Fregatte die "Courbet" am 10. Juni mit ihrem Feuerleitradar erfasst - was üblicherweise die Vorstufe für einen Angriff ist. Die türkische Regierung bestreitet das.

Nach der Konfrontation mit den drei türkischen Begleitschiffen drehte die "Courbet" ab. Frankreich hat daraufhin seine Beteiligung an der "Sea Guardian" ausgesetzt und eine formelle Untersuchung durch die Nato gefordert.

Der Bericht über den Zwischenfall ist inzwischen fertiggestellt und soll demnächst im Nato-Militärausschuss diskutiert werden. Über den Inhalt des Reports wurde bisher nichts bekannt, da er nach Angaben der Nato der Geheimhaltung unterliegt.

oka/dpa
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