Südosten Afrikas Attentat auf Präsident von Madagaskar vereitelt

Eine Gruppe madagassischer und ausländischer Staatsangehöriger soll geplant haben, mehrere hochrangige Personen zu »eliminieren«. Unter den Festgenommenen sind offenbar auch zwei Franzosen.
Madagaskars Präsident Andry Rajoelina bei den Feiern am Unabhängigkeitstag im Juni 2021: Das Land war bis 1960 französische Kolonie

Madagaskars Präsident Andry Rajoelina bei den Feiern am Unabhängigkeitstag im Juni 2021: Das Land war bis 1960 französische Kolonie

Foto: RIJASOLO / AFP

Die Sicherheitsbehörden von Madagaskar haben nach eigenen Angaben einen Anschlag auf Staatspräsident Andry Rajoelina vereitelt. Eine Gruppe madagassischer und ausländischer Staatsangehöriger habe geplant, »verschiedene madagassische Persönlichkeiten zu eliminieren und zu neutralisieren, darunter auch das Staatsoberhaupt«, sagte Generalstaatsanwältin Berthine Razafiarivony. Die Verdächtigen seien im Rahmen einer Ermittlung wegen der Gefährdung der Staatssicherheit festgenommen worden.

Die Ermittlungen dauerten noch an, sagte Razafiarivony. Sie versprach eine vollständige Aufklärung des Falls. Nach Angaben aus Diplomatenkreisen sind unter den Festgenommenen auch zwei Franzosen.

Der 47 Jahre alte Andry Rajoelina ist seit 2019 Präsident von Madagaskar. Zuvor hatte es einen jahrelangen Machtkampf gegeben.

Bereits während der Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag Madagaskars am 26. Juni hatte die Polizei verkündet, ein Attentat auf Sicherheits-Staatssekretär Richard Ravalomanana vereitelt zu haben. Der General gilt als rechte Hand des Präsidenten.

Madagaskar zählt zu den ärmsten Ländern der Welt

Madagaskar vor der südostafrikanischen Küste im Indischen Ozean war einst eine französische Kolonie. Das Land ist etwa 1,6-mal so groß wie Deutschland und hat rund 28 Millionen Einwohner. Es zählt zu den ärmsten Ländern der Welt und ist mit am schlimmsten von Nahrungsmittelknappheit betroffen.

Ein Mann verkauft in Antananarivo auf Madagaskar Essen (Archiv)

Ein Mann verkauft in Antananarivo auf Madagaskar Essen (Archiv)

Foto: Schalk van Zuydam / AP

Das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen warnte im April vor einer Hungersnot. »Solche Bilder habe ich seit langer Zeit in keinem Land der Welt mehr gesehen«, sagte WFP-Einsatzdirektor Amer Daoud. »Wir steuern auf ein Desaster zu.« Er sagte weiter: »Die Menschen versuchen verzweifelt zu überleben und essen Heuschrecken, Blätter und rohe Kaktusfrüchte.« Daoud habe in abgelegenen Dörfern kleine Kinder gesehen, die nur noch aus Haut und Knochen beständen, und Mütter, deren Arme er mit Zeigefinger und Daumen habe umgreifen können.

Einige Mütter hätten ihre letzten Kochutensilien verkauft, um mit dem Geld Essen für ihre verhungernden Kinder zu besorgen. 1,35 Millionen Menschen bräuchten dringend Unterstützung. In Madagaskar leiden bereits jetzt 16,5 Prozent der Kinder unter fünf Jahren unter akuter Mangelernährung, wie das WFP unter Berufung auf Daten des Gesundheitsministeriums mitteilte.

lau/Reuters/AFP
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