
Sie schüchterte Diktatoren ein, bezirzte Diplomaten, war furchtlos und ließ sich nie den Mund verbieten: Als erste US-Außenministerin schrieb Madeleine Albright Weltgeschichte. Mit brüskem Charme, aber meist furchtloser als ihre männlichen Kontrahenten, vertrat sie die Doktrin von einem für die Welt »unverzichtbaren« Amerika – nur um zu merken, dass die Welt immer mehr auf die Hybris der USA verzichten konnte und wollte. Albright sprach Englisch, Französisch, Russisch, Polnisch und Tschechisch. Im Namen von US-Präsident Bill Clinton versuchte sie weltweit, Krisen zu managen, in Somalia, Ruanda, Haiti, Nordirland, Bosnien und Herzegowina sowie im Kosovo, meistens vor Ort, doch selten mit nachhaltigem Erfolg, was mitunter, aber nicht immer an ihr lag. Mittendrin fand sie heraus, dass sie einer jüdischen Familie entstammte, was diese aber verheimlicht hatte. Madeleine Albright starb am 23. März in Washington.