Malediven Plastikmüll im Paradies
Präsident der Ratsversammlung von Maalhos Abdulla Shujau:
"Wir haben das öffentliche Verbrennen in Maalhos eingestellt, wir verbroennen nichts mehr. Und wir werfen auch keinen Müll mehr ins Meer."
Maalhos, eine Insel des südlichen Baa-Atolls der Malediven. Bekannt für glasklares Wasser und weiße Sandstrände - doch das Paradies hat ein großes Problem: Plastikmüll. Jahrzehntelang wurde die wachsende Menge nicht biologisch abbaubaren Mülls einfach im Meer entsorgt. Doch das Bewusstsein der Inselbewohner ist gestiegen – auf Maalhos gibt es jetzt etwa eine Müllabfuhr und eine Müllsortierstation. Das ist jedoch eine Ausnahme unter den Inseln – und sie beruht auf Eigeninitiative.
Präsident Maalhos Island Council, Abdulla Shujau:
"2014 haben wir ein Müllsammel-System gestartet. Wir fahren zu jedem Haushalt und sammeln den Müll ein. In unserer Müllstation kann man Abfall leicht trennen. Aber bis jetzt ist die Reaktion der Bevölkerung gut."
In unmittelbarer Nähe der Müllstation stapelt sich allerdings noch Festmüll. Früher verbrannten ihn die Inselbewohner in großen Mengen auf der anliegenden Wiese, doch damit ist jetzt Schluss. Das ist gut für die Umwelt, bereitet allerdings organisatorische Schwierigkeiten.
Präsident Maalhos Island Council, Abdulla Shujau:
"Unser Problem ist weiterhin der Festmüll. Große Metallstücke, Aluminium und Plastik. Wir haben jetzt ein Abkommen mit Parley. Die übernehmen das meiste Plastik, das wir einsammeln.
"Parleý for the Ocean" heißt die NGO, die inzwischen vielen Maledivern ein Begriff ist. Auch im Waste Management Center stehen große, weiße Säcke mit dem Logo der Organisation. Sie warten hier darauf, mit Plastik befüllt zu werden. Flaschen, Flakons, Kanister und Verpackungen werden auf den Inseln gebündelt und dann aufs Festland verschifft. In Taiwan wird der Müll recycelt und schließlich als Grundstoff für Sportschuhe und Trikots Adidas verwendet.
Shaahina Ali, Director Parley Malediven
"Parley konzentriert sich auf recyclebares Plastik. Wir nehmen drei Arten von Plastik an, die zusammen 80 Prozent des Verbrauchs auf den Malediven ausmachen. Wir gehen zu den Schulen, organisieren Müllsammlungen und erklären den Kindern, wie man zuhause Müll trennt. Unser größtes Ziel ist es, dass die Menschen Gutes tun. Dass siefreiwillig helfen, und stolz darauf sind, eine Lösung für ein Problem zu haben. Wir wollen die Denkweise der Leute ändern."
Shaahina Ali ist die treibende Kraft hinter der Organisation auf den Malediven. Als Tauchlehrerin wurde sie Ende der 1990er Jahre erstmals auf das Müllproblem aufmerksam. Sie begann, die Bevölkerung zu sensibilisieren, hielt Vorträge, verhandelte mit Hotelbesitzern. Schließlich bekam sie Hilfe von Parley. Über 60 Container mit mehr als 1200 Tonnen Plastik brachte die NGO innerhalb von zwei Jahren aufs Festland. Das alles auch mit Hilfe der Einwohner.
Shaahina Ali, Director Parley Malediven
"Die bewohnten Inseln säubern wir regelmäßig – wir bringen auch die Inselgemeinschaften dazu, das zu tun. Wir machen das nicht jedes Mal selbst. Und es gibt unbewohnte Inseln, da gehen wir mit Gruppen hin und räumen auf."
Doch für den Müll verantwortlich ist nicht nur die lokale Bevölkerung. Der Tourismus ist ein ausschlaggebender Faktor - und für die Malediver Fluch und Segen zugleich.
Shaahina Ali, Director Parley Malediven
"Tourismus hat einerseits viel Müll gebracht, andererseits hat er auch eine Notwendigkeit geschaffen, selbst etwas zu verbessern. Weil die Menschen verstanden haben, dass es keinen Tourismus mehr geben wird, wenn wir nicht besser werden. Es gibt strenge Umweltvorgaben für Hotelanlagen, aber in den letzten vier bis fünf Jahren sind immer mehr kleinere Pensionen entstanden. Und hier wird wieder ein Schritt gemacht, ohne die nötige Infrastruktur und Regelungen zu haben. Dieser Tourismus schafft mehr Müll auf den Inseln und es gibt keine Abfallwirtschaft."
Doch Shaahina Ali und Abdulla Shujau bleiben optimistisch. Beide sind davon überzeugt, dass der Inselstaat sein Müllproblem in den Griff bekommt - und die einzigartige Natur erhalten bleibt.
Shaahina Ali, Director Parley Malediven
"Wir sind eine Generation, die das Aussterben vieler Tiere miterlebt. Das ist ein Grund, warum ich weiterhin das mache, was ich mache. Es ist meine egoistische Hoffnung, dass ich das vielen Kindern weitergeben kann."