»Einige Tausend Mann« EVP-Fraktionschef Weber dringt auf europäische Armee

Auch wenn eine europäische Armee für ihn eine »Fern-Vision« sei, müsse laut Weber nun gehandelt werden
Foto: STEFANIE LOOS / AFPDer Vorsitzende der Christdemokraten im Europaparlament (EVP), Manfred Weber, dringt darauf, den Aufbau gemeinsamer militärischer Kräfte in der Europäischen Union zu beschleunigen. Obwohl in der EU »hunderttausende Soldaten unter Waffen« seien, »schaffen wir es nicht, in Kabul den Flughafen zu sichern«, sagte der CSU-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe . Die EU habe kein »Problem mit der Masse, aber mit den Fähigkeiten und Strukturen.«
Dies zu ändern sei »eine Frage von Willen, von Kommando und von Durchsetzung«. Auch wenn eine europäische Armee für ihn eine »Fern-Vision« sei, müsse nun gehandelt werden: »Wir erreichen sie aber nicht mit irgendwelchen Wunschträumen, sondern wenn wir jetzt Schritt für Schritt vorangehen.«
Die militärische Abhängigkeit von den USA beim Evakuierungseinsatz in Afghanistan hatte in der EU die Diskussion über den Aufbau einer schnell einsatzfähigen Eingreiftruppe mit mindestens 5000 Soldaten befeuert. »Die nationalen Armeen bleiben natürlich weiter die Hauptpfeiler der Verteidigung. Aber wir brauchen schrittweise europäische Kapazitäten: eine europäische Eingreiftruppe mit einigen Tausend Mann. Und außerdem eine Cyberabwehr-Brigade«, so der CSU-Vize. Angriffe auf digitale europäische Infrastruktur seien mittlerweile ein »täglich stattfindender Krieg im Netz«. Dafür sei ein »nationaler Ansatz allein nicht ausreichend.«
Weber verlangt weiter, dass die EU eigenständig handele und sich nicht auf die USA verlasse: »Belarus, Ukraine, Nordafrika, Naher Osten – diese Probleme werden die Amerikaner nicht für uns lösen.« Eine stärkere Zusammenarbeit spare »Milliarden an Kosten«. Zudem werde die Nato gestärkt, »wenn Europa einen größeren Beitrag liefert«.