Marina Owsjannikowa Spektakulärer TV-Protest – Journalistin flieht mit Tochter aus Russland

Marina Owsjannikowa
Foto:Alexander Zemlianichenko / dpa
Die bekannte Journalistin Marina Owsjannikowa hat in Begleitung ihrer Tochter Russland verlassen. Das teilte ihr Anwalt Dmitri Sachatow der Nachrichtenagentur AFP mit. »Sie sind jetzt in Europa. Es geht ihnen gut.«
International bekannt geworden war Owsjannikowa, als sie Mitte März während einer Livesendung ihres Arbeitgebers, eines kremltreuen Senders, hinter der Nachrichtensprecherin ein gegen den Militäreinsatz in der Ukraine gerichtetes Protestplakat in die Kamera hielt (lesen Sie hier mehr ).
»Stoppt den Krieg, kein Krieg«, rief sie damals mehrmals und hielt ein Plakat mit der Aufschrift »Kein Krieg« auf Englisch in die Kamera. Darunter stand auf Russisch: »Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Ihr werdet hier belogen«. Dann auf Englisch wieder »Russen gegen den Krieg«. Wenige Sekunden war die Frau mit ihrem Plakat zu sehen, dann wurden Bilder eines Krankenhauses eingeblendet.
Vor ihrer Flucht ins Ausland verließ Owsjannikowa nach Angaben ihres Anwalts die Wohnung, in der sie in Russland unter Hausarrest stand. Die Journalistin werde sich zu einem späteren Zeitpunkt öffentlich zu ihrer Flucht äußern, »aber im Moment ist es nicht sicher«, sagte Sachatow.
Vor zwei Wochen war Owsjannikowa in Russland auf eine Fahndungsliste gesetzt worden, was darauf hindeutete, dass die 44-Jährige untergetaucht war. Gegen Owsjannikowa war im August wegen der »Verbreitung von Falschinformationen« über die russische Armee Anklage erhoben worden. Ihr drohen bis zu zehn Jahre Haft. Ein Moskauer Gericht stellte die Journalistin unter Hausarrest, der bis zum Beginn ihres Prozesses dauern sollte. Sie durfte auch keine Kommunikationsmittel nutzen.
Zwischenzeitlich hatte sich Owsjannikowa in Deutschland aufgehalten, wo sie für die Zeitung »Welt« arbeitete. Im Juli kehrte sie dann nach Russland zurück, um für das Sorgerecht für ihre beiden minderjährigen Kinder zu kämpfen, das ihr in Russland lebender Ex-Mann ihr wegnehmen wollte. Ihre Kritik an der russischen Offensive in der Ukraine setzte sie fort (lesen Sie hier einen Gastbeitrag im SPIEGEL ).