Corona-Maßnahmen Merkel und Macron wollen neue Grenzschließungen vermeiden

Bundeskanzlerin Angela Merkel, Gastgeber Emmanuel Macron
Foto: CHRISTOPHE SIMON / AFPDeutschland und Frankreich dringen bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie auf eine engere Absprache innerhalb der EU. "Wir wollen auf jeden Fall vermeiden, dass wir wieder Grenzen schließen", sagte Kanzlerin Angela Merkel am Donnerstagabend nach einem Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron an dessen Sommersitz Fort de Brégançon. Sie spielte damit auf die erste Welle der Pandemie an, in der etwa Deutschland seine Grenzen zu westlichen Nachbarstaaten bis auf wenige Ausnahmen wie Pendler geschlossen hatte. "Wir haben verabredet, dass wir sehr viel enger zusammenarbeiten", fügte sie hinzu.
Wie Macron betonte Merkel, dass es wichtig sei, im Umgang mit der Pandemie ähnliche Kriterien zu entwickeln, etwa für die Einstufung von Risikogebieten. Schon in Deutschland verstünden viele Menschen nicht, dass unterschiedliche Bundesländer unterschiedliche Corona-Maßnahmen verhängten. Dasselbe gelte für Europa. Es gehe auf Dauer nicht gut, wenn etwa deutsche Abiturienten in anderen Staaten reisten, um dort so zu feiern, wie es in Deutschland derzeit untersagt sei. "Ich spüre in Europa den Willen zu einem gemeinsamen Handeln, auch wenn wir viel lernen müssen", sagte sie. Macron erklärte, dass die EU auch bei der Entwicklung eines Impfstoffes und der Produktion von Anti-Corona-Medikamenten eng zusammenarbeiten müsse.
Merkel und Macron berieten sich bei ihrem Treffen auch über den Umgang mit dem Konflikt zwischen Griechenland und der Türkei. Die beiden Länder streiten derzeit über Erdgas-Vorkommen im Mittelmeer. Griechenland bezichtigt die Türkei, vor griechischen Inseln illegal Erdgasvorkommen zu erkunden. Die Regierung in Ankara weist die Vorwürfe zurück. Sie vertritt den Standpunkt, dass die Gewässer, in denen probeweise nach Erdgas gebohrt wird, zum türkischen Festlandsockel gehören.
Die Situation im östlichen Mittelmeer sei sehr kritisch, betonte Merkel. Deutschland und Frankreich seien sich einig, dass "Attacken auf die Souveränität von Mitgliedsstaaten der Europäischen Union von uns nicht akzeptiert werden". Sie sagte weiter: "Wir stehen dafür, dass man Probleme in Gesprächen löst und nicht durch Eskalation von Spannungen. Das gilt für alle Beteiligten." Die Bundeskanzlerin rief deshalb beide Staaten auf, ihren Streit am Verhandlungstisch zu lösen: "Wir brauchen dort Stabilität - und nicht Spannungen", betonte die Bundeskanzlerin.
Weitere Themen des Treffens zwischen Merkel und Macron waren der Putsch in Mali, die Umsetzung der Beschlüsse des EU-Gipfels zu den Corona-Hilfe und die Entwicklung im Libanon und in Libyen. Trotz der engen deutsch-französischen Kontakte war es das erste Mal, dass Merkel in der Präsidentenresidenz in Bormes-les-Mimosas zu Gast war. Das der Küste vorgelagerte Gebäude aus dem 17. Jahrhundert mit einem großen Garten dient als gelegentliche Unterkunft der französischen Staatschefs. Zuletzt empfing im August 1985 der damalige Präsident François Mitterrand einen Kanzler aus Deutschland: Helmut Kohl.