Ciudad Juarez in Mexiko, kurz vor der US-Grenze Montagnacht. In dieser vergitterten Zelle einer Flüchtlingsunterkunft breiten sich Flammen aus – aufgezeichnet von einer Überwachungskamera. 68 Personen befinden sich zu dem Zeitpunkt dort – einige versuchen, auf sich aufmerksam zu machen. Doch die Wärter ignorieren sie, lassen die Tür zum Raum verschlossen.
Wenig später sind 40 Menschen tot, Dutzende weitere teils schwer verletzt. Es sind vor allem Männer aus Mittel- und Südamerika, die am Vortag an verschiedenen Grenzübergängen in die USA aufgegriffen wurden und von Mexiko in ihre Heimatländer abgeschoben werden sollten. Die Behörden gehen davon aus, dass die Geflüchteten das Feuer aus Protest selbst gelegt haben. Vor den Toren des Zentrums kommt es nun zu Demonstrationen.
Protestierende
»Gerechtigkeit!«
Daniele Marqeuz, Migrantin aus Venezuela
»Die Opfer haben Familien. Ihre Mütter sind in Venezuela. Wie ist das möglich, dass ihre Mütter so weit weg um sie weinen müssen? Das ist nicht fair, ganz ehrlich. Ich habe keine Worte, um auszudrücken, was ich fühle.«
Elerith Medina, Migrantin aus Venezuela
»Die Migrationsbehörde hat uns keine Antwort gegeben. Sie sagen nicht, wohin sie die Leichen gebracht haben.«
Die Unterkünfte an der US-Grenze sind oft völlig überfüllt, einige Menschen harren hier seit Monaten oder gar Jahren aus. Sie kommen zu Fuß aus Ländern wie Guatemala oder Venezuela. Ihre Hoffnung ist, es irgendwie in die USA zu schaffen, um dort unter widrigsten Bedingungen Geld zu verdienen. Aber alles erscheint ihnen besser als die Armut in der Heimat.
Vianey, Migrantin aus Guatemala
»Ich bin traurig, weil wir ihrem Weg folgen und dorthin reisen. Es ist eine Schande und traurig, was passiert ist.«
Pedro Guzmam, Migrant aus Venezuela
»Ich denke, Verzweiflung ist der Grund, wieso man die Kontrolle in so einer Situation zu verliert und dann passieren Fälle wie dieser.«
Die katholische Kirche ist in Mexiko eine der wenigen Institutionen, die sich seit Jahren für die Belange von Migranten einsetzt, offen den Staat und Polizei kritisiert.
Javier Calvillo, Priester
»Es herrscht viel Schweigen, niemand spricht, weder die Bundesregierung noch die Migrationsbehörde noch die Regierung des Bundesstaates oder die Stadtverwaltung. Dass wir in dieser Situation Unsicherheit haben, ist sehr traurig.«
Doch die Situation an der Grenze verschärft sich weiter – mehr als 200.000 Zusammenstöße mit Migranten verzeichnete die US-Grenzbehörden allein im Januar dieses Jahres.