Kriege, Naturkatastrophen, Corona Report meldet 14,6 Millionen neue Binnenflüchtlinge

Schon in den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden laut einem Bericht des Internal Displacement Monitoring Centre mehr als 14,6 Millionen Menschen innerhalb ihrer Heimat vertrieben. Die Zahlen dürften weiter steigen.
Globale Gesellschaft

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Vertrieben im eigenen Land: Das Internal Displacement Monitoring Centre (IDMC) berichtet in einem Report von 14,6 Millionen neuen Binnenflüchtlingen, die im ersten Halbjahr 2020 ihr Zuhause verlassen haben. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2019 meldete die Organisation 33,4 Millionen neue Binnenflüchtlinge, 50,8 Millionen waren insgesamt innerhalb ihrer Heimatländer auf der Flucht.

"Es ist sehr besorgniserregend, bereits so früh im Jahr so hohe Zahlen zu melden, vor allem weil wir wissen, dass der Großteil der wetterbedingten Zwischenfälle 2020 erst noch kommen wird", wurde Alexandra Bilak, Direktorin von IDMC, in einer Pressemitteilung zitiert.

Die Zahlen der ersten sechs Monate des Jahres seien ein Beweis für die weltweiten Vertreibungskrisen. "Hinzu kommt die Covid-19-Pandemie, die den Zugang zur Gesundheitsversorgung verringert und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten und Schutzrisiken für Vertriebene erhöht hat."

4,8 Millionen Menschen flohen laut dem Report vor allem in Afrika und dem Nahen Osten vor Konflikten und Gewalt - eine Million mehr als in der ersten Hälfte des Vorjahres. Die größten Anstiege gab es demnach in Syrien, wo 1,5 Millionen Menschen ihr Zuhause verließen, in der Demokratischen Republik Kongo (1,4 Millionen Binnenflüchtlinge) und in Burkina Faso (419.000).

Andernorts auf dem afrikanischen Kontinent, in Kamerun, Mosambik, Niger und Somalia verließen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres laut dem Report mehr Menschen ihre Heimat als im gesamten Jahr 2019.

Plötzliche Katastrophen lösten im ersten Halbjahr 2020 9,8 Millionen neue Vertreibungen aus. Der Zyklon "Amphan", der zur Evakuierung von 3,3 Millionen Menschen in Indien und Bangladesch führte, war dabei das größte und verheerendste Ereignis. Etwa 2,8 Millionen Häuser wurden dabei in Westbengalen zerstört, 100.000 Menschen sollen in Bangladesch obdachlos geworden sein.

Der Report zeigt, dass mehrere Faktoren die Situation der Binnenvertriebenen weltweit verschlimmert haben. Die humanitäre Krise im Jemen etwa spitzte sich durch den andauernden Konflikt, die hohen Corona-Infektionszahlen und Naturkatastrophen weiter zu.

Dieser Beitrag gehört zum Projekt Globale Gesellschaft

Unter dem Titel »Globale Gesellschaft« berichten Reporterinnen und Reporter aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa – über Ungerechtigkeiten in einer globalisierten Welt, gesellschaftspolitische Herausforderungen und nachhaltige Entwicklung. Die Reportagen, Analysen, Fotostrecken, Videos und Podcasts erscheinen in einer eigenen Sektion im Auslandsressort des SPIEGEL. Das Projekt ist langfristig angelegt und wird von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) unterstützt.

Ein ausführliches FAQ mit Fragen und Antworten zum Projekt finden Sie hier.

mfh
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