Wie zum Beweis, dass der Krieg Kiew nichts anhaben könne, haben Mitarbeiter der Stadt am Samstag einen Weihnachtsbaum auf dem Sophienplatz zum Leuchten gebracht. Der Baum wird mit einem Generator betrieben und soll so ein wenig Licht in die Stadt bringen, die seit Wochen immer wieder unter Stromausfällen leidet.
Am Sonntag richtete der ukrainische Präsident eine Friedensbotschaft an die Welt.
Wolodymyr Selenskyj, ukrainischer Präsident:
»Diese Weltmeisterschaft hat immer wieder bewiesen, dass verschiedene Länder und Nationalitäten entscheiden können, wer der Stärkste im Fairplay ist, aber nicht im Spiel mit dem Feuer. Auf dem grünen Spielfeld und nicht auf dem roten Schlachtfeld.«
Kiew hatte gehofft, dass Selenskyjs Rede vor dem Finalspiel der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar ausgestrahlt werden würde – vergebens.
Lichtermeer und Friedensbotschaft aus Kiew können nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Ukraine jeden Tag mit aller Kraft gegen russische Angriffe wehren muss – auch elf Monate nach Kriegsbeginn, und wenige Tage vor dem orthodoxen Weihnachtsfest am 6. Januar.
Am Freitag hatte die russische Armee mehr als 70 Raketen auf die Ukraine abgefeuert. Nachdem kritische Infrastruktur in Kiew getroffen wurde, fielen dort die Strom-, Wasser- und Wärmeversorgung aus.
Ein am Samstag veröffentlichtes Drohnenvideo soll russische Angriffe auf die ukrainische Frontstadt Bachmut im Osten des Landes zeigen. Der Ort der Aufnahmen konnte anhand von Gebäuden und Straßenverläufen, die mit Satellitenaufnahmen des Gebietes übereinstimmten, verifiziert werden. Unklar war allerdings, wann die Aufnahmen entstanden sind.
Bachmut ist zu einem Symbol für den zermürbenden Krieg an der Ostfront geworden. Die Spuren der Kämpfe sind allgegenwärtig. Am Sonntag waren Einwohner der Stadt unterwegs, um sich mit Lebensmitteln und Kleidung zu versorgen.
Halyna, Einwohnerin:
»Ich habe einen kleinen Drogeriemarkt gefunden. Aber die Preise sind erschreckend. Wir kommen mit unserer Rente nicht weit. Und ich weiß nicht, in welchem Zustand mein Haus ist. [EXPLOSION] So geht das hier die ganze Zeit.«
Die Kämpfe werden wohl auch über die Feiertage anhalten. Solange das Land besetzt wird, schließt das ukrainische Militär eine Waffenruhe aus. Zuvor hatte Russland angekündigt, dass auch über das Weihnachtsfest und Neujahr die Waffen nicht ruhen werden.