»Exorzismus« in Panama Bis zu 50 Jahre Haft für Sektenmitglieder nach siebenfachem Mord

Mit Stöcken, Macheten und Bibeln tötete eine Sekte in Panama eine Schwangere und sechs Minderjährige – um sie »vom Teufel« zu befreien. Vor Gericht ergingen nun lange Haftstrafen gegen neun Sektenmitglieder.
In diesem improvisierten Tempel töteten Mitglieder der Sekte »La Nueva Luz de Dios« am 17. Januar 2020 sieben Menschen im Rahmen eines »Exorzismus«-Rituals

In diesem improvisierten Tempel töteten Mitglieder der Sekte »La Nueva Luz de Dios« am 17. Januar 2020 sieben Menschen im Rahmen eines »Exorzismus«-Rituals

Foto: Arnulfo Franco / AP

Neun Mitglieder einer Sekte in Panama sind zu Haftstrafen von bis zu 50 Jahren verurteilt worden. Ein Gericht der Stadt Changuinola im Nordwesten des Landes befand die Angeklagten für schuldig, im vergangenen Jahr sechs Minderjährige und eine schwangere Frau bei einem »Exorzismus« getötet zu haben, wie die Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilte.

In sieben Fällen verhängte das Gericht die Höchststrafe von 50 Jahren, zwei weitere Angeklagte wurden zu 47 Jahren Gefängnis verurteilt.

Ermittler hatten im Januar 2020 auf dem Gelände der Sekte »La Nueva Luz de Dios« (Das neue Licht Gottes) in der schwer zugänglichen indigenen Region Ngöbe-Buglé ein großes Grab gefunden. Darin befanden sich die Überreste der Schwangeren sowie von sechs weiteren Opfern im Alter von einem bis 17 Jahren.

Die sieben Leichen wiesen Spuren von Schlägen und Verbrennungen auf. Die Opfer wurden laut Gericht von den Sektenmitgliedern mit Stöcken, Bibeln und Macheten getötet. Die Frau, die im vierten bis sechsten Monat schwanger war, wurde vor den Augen ihrer fünf Kinder und eines weiteren Minderjährigen getötet, die anschließend vor den Augen der Sektenmitglieder ebenfalls umgebracht wurden.

Mehrere weitere Menschen wurden verletzt, konnten aber fliehen. Sie alarmierten die Polizei, die daraufhin in der Kirche der Sekte 15 Geiseln befreite. Die Sektenmitglieder hatten versucht, die Geiseln, welche Spuren von Schlägen und Verbrennungen aufwiesen, einer Gehirnwäsche zu unterziehen. Den Berichten der Überlebenden zufolge hatte der Sektenführer behauptet, Gottes Befehl auszuführen, indem er die Menschen durch einen brutalen Ritus »vom Teufel befreite«.

In den vergangenen Jahren waren in Panama mehrfach Sektenmitglieder mit der Ermordung oder Entführung von Menschen in Verbindung gebracht worden, insbesondere in abgelegenen indigenen Gemeinden, in denen die staatlichen Behörden kaum präsent sind. Im August 2020 nahm die Polizei in der Region Ngöbe-Buglé drei Mitglieder einer Sekte fest, die der Entführung und Vergewaltigung von sechs Kindern beschuldigt wurden. Einen Monat später wurde dort ein weiteres großes Grab entdeckt. Der Anführer der Sekte wurde daraufhin ebenfalls festgenommen.

dak/AFP
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