Bericht von Human Rights Watch Myanmars Junta blockiert angeblich internationale Hilfslieferungen

Seit dem Militärputsch im Frühjahr versinkt Myanmar in Chaos und Gewalt. Laut einer Menschenrechtsorganisation versperrt das Regime nun Hilfskonvois den Weg, zerstört Vorräte und provoziert eine »humanitäre Katastrophe«.
Noch immer gehen in der Stadt Yangon Menschen gegen den Putsch auf die Straße

Noch immer gehen in der Stadt Yangon Menschen gegen den Putsch auf die Straße

Foto: STR / AFP

Dringend benötigte Hilfslieferungen für Millionen Menschen in Myanmar werden wohl durch die herrschende Militärjunta in allen Teilen des Landes blockiert. Die Generäle verweigerten Bürgern, die unter den Folgen des Militärputsches von Anfang Februar litten, »herzlos lebensrettende Hilfe, anscheinend als eine Form der Bestrafung«, teilte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) am Montag mit. Damit habe die Junta eine »landesweite humanitäre Katastrophe« ausgelöst.

Reisebeschränkungen für humanitäre Helfer

Das Militär habe in den vergangenen Monaten nicht nur neue Reisebeschränkungen für humanitäre Helfer verhängt, sondern auch Zufahrtsstraßen und Hilfskonvois blockiert, Vorräte zerstört, Helfer angegriffen und Telekommunikationsdienste abgeschaltet. HRW forderte die Vereinten Nationen, die Staatengemeinschaft Asean und Regierungen in der Region auf, Druck auf die Generäle auszuüben, damit die Hilfen die Bedürftigen erreichen könnten.

Das frühere Birma versinkt seit einem Umsturz in Chaos und Gewalt. Das Militär hatte die faktische Regierungschefin Aung San Suu Kyi entmachtet und regiert seither mit eiserner Faust. Jeder Widerstand wird mit brutaler Härte unterdrückt. Massendemonstrationen wie in den Wochen nach dem Umsturz gibt es kaum noch. Nach Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP wurden rund 1300 Menschen getötet. Mehr als 10.000 wurden festgenommen.

Laut HRW sind wegen der Krise derzeit mehr als 284.000 Menschen auf der Flucht. Etwa 22.000 von ihnen seien nach Indien und Thailand geflohen. In Gebieten, in denen ethnische Minderheiten lebten, werde verstärkt gekämpft. Dabei würden auch Kriegsverbrechen begangen.

Nach Uno-Schätzungen wird sich die Zahl der Menschen in Myanmar, die Hilfe benötigen, von einer Million vor dem Putsch auf 14,4 Millionen im kommenden Jahr erhöhen, ein Drittel davon Kinder. Etwa 25 Millionen Menschen – fast die Hälfte der Gesamtbevölkerung – könnten dann unterhalb der nationalen Armutsgrenze leben.

muk/dpa
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