Nach Evakuierung von Zivilisten Asow-Stahl-Kämpfer geben nicht auf

»Kapitulation ist keine Option für uns«: Die Kämpfer im belagerten Asow-Stahlwerk in Mariupol wollen sich nicht ergeben – und auch nicht als Helden gefeiert werden. Sie verlangen sofortige Unterstützung.
Rauch über dem belagerten Asow-Stahlwerk in Mariupol: Die eingeschlossenen Kämpfer wollen weiterkämpfen

Rauch über dem belagerten Asow-Stahlwerk in Mariupol: Die eingeschlossenen Kämpfer wollen weiterkämpfen

Foto: ALESSANDRO GUERRA / EPA

Ungeachtet ihrer äußerst schwierigen Lage wollen die letzten ukrainischen Kämpfer im belagerten Stahlwerk Asow-Stahl in der Hafenstadt Mariupol nicht aufgeben. »Kapitulation ist keine Option für uns, weil Russland kein Interesse an unserem Leben hat«, sagte Illja Samojlenko vom Asow-Regiment am Sonntag bei einer Online-Pressekonferenz. Nach eigenen Angaben war er aus dem Inneren des Werks zugeschaltet.

Der Offizier versicherte, dass die anderen Kämpfer und er Asow-Stahl weiter gegen die russische Armee verteidigen. »Wir brauchen die Unterstützung der ganzen Welt.«

DER SPIEGEL

Übereinstimmenden Angaben aus Kiew und Moskau zufolge wurden am Samstag die letzten Frauen und Kinder sowie ältere Zivilisten vom Werksgelände in Sicherheit gebracht. Sie waren zuvor wochenlang eingeschlossen, nachdem Russlands Armee die Stadt am Asowschen Meer mithilfe prorussischer Separatisten weitgehend eingenommen und Asow-Stahl umzingelt hatte.

Beobachter gehen davon aus, dass Moskau das Werksgelände nun so schnell wie möglich einnehmen will, um die vollständige Eroberung Mariupols verkünden zu können. Für Russlands Präsidenten Wladimir Putin wäre es eine höchst willkommene Erfolgsmeldung im Zuge der Feierlichkeiten am 9. Mai, mit denen Russland dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Sieg der Roten Armee über das nationalsozialistische Deutschland gedenkt.

Der ukrainische Kämpfer Samojlenko kritisierte unterdessen auch die ukrainische Führung: »Unserer Regierung ist es nicht gelungen, Mariupol zu verteidigen. Es ist ihr nicht gelungen, die Verteidigung vorzubereiten.« Dass die letzten im Stahlwerk verschanzten Kämpfer des von Nationalisten dominierten Asow-Regiments nun als Helden gefeiert würden, sei für sie kein Grund zur Freude, sagte er: »Heldentum entsteht, wenn Planung und Organisation versagt haben.«

Mariupol ist seit Wochen praktisch vollständig unter russischer Kontrolle. Ukrainische Truppen sind rund 100 Kilometer entfernt und nicht in der Lage, den verbliebenen Soldaten in der zu großen Teilen zerstörten Stadt zu helfen.

kik/dpa
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