Nach syrischen Angaben 13 Zivilisten bei US-Militäroperation in Syrien getötet

Bei einem Antiterroreinsatz der US-Armee sind offenbar mehrere Zivilisten gestorben – darunter auch Kinder. Das Pentagon spricht von einer erfolgreichen Mission.
Zerstörtes Haus in der Stadt Atmeh, Syrien (am 3. Februar)

Zerstörtes Haus in der Stadt Atmeh, Syrien (am 3. Februar)

Foto: AAREF WATAD / AFP

Bei einer Militäroperation der USA sind syrischen Angaben zufolge mehrere Zivilisten in dem Bürgerkriegsland ums Leben gekommen. Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete am Donnerstag, dass 13 Zivilisten bei schweren Gefechten im Nordwesten zwischen der von den USA angeführten Koalition und der Terrormiliz »Islamischer Staat« (IS) getötet worden seien, darunter auch vier Kinder. Die Militärkoalition habe zudem Ziele nördlich der Region Idlib bombardiert. Die Gefechte dauerten demnach bis in die Nacht an.

Das US-Verteidigungsministerium bestätigte eine Antiterrormission mit Spezialkräften der US-Armee. »Die Mission war erfolgreich«, hieß es in einer Mitteilung am Donnerstag. Weitere Details nannte das Pentagon zunächst nicht.

Amerikanische Hubschrauber griffen laut Augenzeugen ein Haus in der Stadt Atmeh nahe der Region Idlib an, das einem ausländischen Dschihadisten gehören soll, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Der Dschihadist, der mutmaßlich das Ziel war, befand sich zum Zeitpunkt des Angriffs bei seiner Familie, sagte ein Rebellenvertreter, der nicht namentlich genannt werden wollte.

»Größte Operation seit Überfall auf Baghdadi«

Videos in den sozialen Medien zeigten Menschen, die die Leichen von mindestens neun Männern, Frauen und Kindern aus den Trümmern des schwer beschädigten Hauses zogen, sagte Charles Lister, leitender Mitarbeiter des in Washington ansässigen Middle East Institute.

»Offensichtlich wollten sie denjenigen, der es war, lebend haben«, sagte Lister, der nach eigenen Angaben mit Augenzeugen sprach. »Dies scheint die größte Operation dieser Art seit dem Überfall auf Baghdadi zu sein«, sagte er. Der Anführer des IS, Abu Bakr al-Baghdadi, starb 2019 bei einem Angriff der US-Spezialeinheiten im Nordwesten Syriens.

Das US-Militär lehnte es laut einen Bericht der »New York Times«  ab, das Ziel zu benennen und wollte sich nicht dazu äußern, ob es sich um einen hochrangigen regionalen al-Qaida-Führer oder sogar um den obersten Anführer der Terrorgruppe selbst, Ayman al-Zawahri, handelte, der sich in den zerklüfteten Grenzgebieten zwischen Afghanistan und Pakistan aufhalten soll.

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Bezug auf den Rebellenvertreter, dass Sicherheitskräfte der Gruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS) nach dem Überfall zu dem Ort eilten. Der Nordwesten Syriens – die Provinz Idlib und ein Gebietsgürtel um sie herum – wird größtenteils von HTS, der ehemaligen Nusra-Front, gehalten, die bis 2016 Teil von al-Qaida war.

Seit Jahren setzt das US-Militär vor allem Drohnen ein, um führende al-Qaida-Aktivisten in Nordsyrien zu töten, wo die militante Gruppe während des mehr als zehnjährigen syrischen Bürgerkriegs aktiv wurde.

svs/Reuters/AP/dpa

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