Colin Powell, 84

Pierre Adenis / laif
* 05.04.1937
† 18.10.2021
Seine Tragik bestand darin, dass seine lange, glanzvolle Karriere am Ende auf einen Moment zusammenschnurrte. Am 5. Februar 2003 erklärte er in einer Sitzung des Uno-Sicherheitsrates, Iraks Diktator Saddam Hussein besitze Massenvernichtungswaffen, die nicht nur die Nachbarländer bedrohen würden, sondern auch die USA. Es war ein ebenso kluger wie diabolischer Schachzug des damaligen Präsidenten George W. Bush, den ersten schwarzen US-Außenminister auf die große Bühne zu schicken – ein Kind jamaikanischer Einwanderer, das sich aus der Bronx bis an die Spitze des US-Militärs hochgearbeitet hatte und von Ronald Reagan zum Nationalen Sicherheitsberater berufen worden war. Powell dachte in den Neunzigern sogar darüber nach, selbst als Präsidentschaftskandidat anzutreten. Als ihn Bush im Januar 2001 zum Außenminister machte, schien Colin Powell das Dach seiner Karriere erreicht zu haben. Seinen Auftritt vor den Vereinten Nationen hatte er über Tage vorbereitet, auch deshalb hat er es sich nie verziehen, die USA und ihre Verbündeten mit Geheimdienstmaterial in einen Krieg getrieben zu haben, das sich im Nachhinein als falsch herausstellen sollte.