Strandleben in Tel Aviv und Gaza-Stadt Eine Mauer trennt sie, das Meer eint sie

Auf dem linken Bild sind Frauen am Strand in Gaza-Stadt zu sehen, rechts zwei Frauen in Tel Aviv, die gerade ein Selfie machen
Foto: Khalil Hamra / Oded Balilty / AP
In Reportagen, Analysen, Fotos, Videos und Podcasts berichten wir weltweit über soziale Ungerechtigkeiten, gesellschaftliche Entwicklungen und vielversprechende Ansätze für die Lösung globaler Probleme.
Am Strand von Tel Aviv tragen die Menschen Bikinis, Shorts und Tattoos. Sie trinken Bier, spielen Strandvolleyball. Im Wasser warten Surfer auf die nächste Welle. Es sind Szenen, wie sie sich auch in anderen wohlhabenden Strandmetropolen, etwa San Diego oder Marseille, abspielen könnten. Auf den ersten Blick ist der Nahostkonflikt nicht sichtbar.
Auch in Gaza-Stadt, nur 70 Kilometer entfernt, genießen die Menschen Sonne und Wasser. Der Strand hier ist einer der wenigen Orte, an denen sich die Einwohnerinnen und Einwohner des Gazastreifens entspannen können. Familien machen dort Picknicks, Kinder bauen Sandburgen.

Auf dem linken Bild ist ein Sonnenuntergang am Strand von Gaza-Stadt zu sehen, rechts spielen Israelis in Tel Aviv Fußvolleyball
Foto: Khalil Hamra / Oded Balilty / APDie Menschen baden im gleichen Meer, doch ihre Welten könnten kaum unterschiedlicher sein. Zwei Seiten eines Jahrhundertkonflikts.
Der Gazastreifen gehört mit seinen knapp zwei Millionen Einwohnern neben dem Westjordanland zu den palästinensischen Gebieten. Seit die radikalislamische Hamas dort 2007 die Führung übernahm, ist er aufgrund der Blockade durch Israel und Ägypten von der Außenwelt weitestgehend abgeschnitten und umzäunt. Palästinenserinnen und Palästinenser sprechen von einem »Freiluftgefängnis«.
Die israelische Seite betrachtet die Enklave als eine Art Nest für Terroristen. Seit mehr als zehn Jahren werden aus Gaza immer wieder Raketen nach Israel geschossen, die so weit reichen, dass sie sogar die Menschen in Tel Aviv in Angst versetzten. Seit 2008 haben Israel und die Hamas bereits vier Kriege geführt.

Strandgänger genießen einen Sommertag am Mittelmeer, links am Strand von Tel Aviv, rechts am Strand von Gaza-Stadt
Foto: Oded Balilty / Khalil Hamra / APDer Fotograf Oded Balilty war seit 2005 nicht mehr in Gaza. Damals zog die israelische Seite ihre Siedler aus dem Gebiet ab. Der palästinensische Fotograf Khalil Hamra war, wie die meisten Palästinenser aus Gaza, noch nie in Tel Aviv. Die beiden Fotografen haben sich nur einmal persönlich getroffen: bei einer Fotoausstellung in Europa im Jahr 2003.
Für dieses Projekt fotografierten sie über mehrere Monate im Sommer 2021 das Strandleben in Tel Aviv und Gaza-Stadt. Sie sprachen über Zoom und teilten ihre Bilder, versuchten, auf beiden Seiten der Grenze eine Art gemeinsame Realität zu finden. »Am selben Tag, an dem ich mit meinen Füßen im Wasser in Tel Aviv stand, stand Khalil mit seinen Füßen im Wasser in Gaza, es war das gleiche Wasser«, sagt Balilty. Das Projekt habe ihm das Gefühl gegeben, er könne Gaza »mit den Augen von Khalil sehen«.

Sommertage in Tel Aviv und Gaza
Dieser Beitrag gehört zum Projekt Globale Gesellschaft
Unter dem Titel »Globale Gesellschaft« berichten Reporterinnen und Reporter aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa – über Ungerechtigkeiten in einer globalisierten Welt, gesellschaftspolitische Herausforderungen und nachhaltige Entwicklung. Die Reportagen, Analysen, Fotostrecken, Videos und Podcasts erscheinen in einer eigenen Sektion im Auslandsressort des SPIEGEL. Das Projekt ist langfristig angelegt und wird von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) unterstützt.
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