Jeden Tag heulen die Sirenen. Immer wieder müssen sich die Menschen in Sicherheit bringen – im Gazastreifen genauso wie hier im Süden Israels.
Hila Geva, Bäckerin:
»Diese Phase des Krieges ist härter als die letzte. Ich merke, dass mein kleines Kind Panik hat. Ich muss sie rausbringen, damit sie atmen kann, sich beruhigt. Ich rede mit ihr und versuche, keine Nachrichten zu Hause zu hören. Sie hat große Angst. Wir bleiben mit der ganzen Familie im Keller, wir schlafen dort zusammen. Aber meine kleinen Kinder sind sehr, sehr verängstigt. Ich muss ihnen Beruhigungsmittel geben.«
Die Zivilbevölkerung auf beiden Seiten der Grenze leidet unter den Angriffen.
Das Haus einer palästinensischen Familie in Gaza-Stadt wurde am Sonntag bei israelischen Luftschlägen getroffen. Die sechsjährige Suzy wurde nach sieben Stunden aus den Trümmern gerettet. Im Krankenhaus traf sie ihren Vater wieder – der einzige andere Überlebende ihrer Familie.
Riyad Eshkuntana, Überlebender:
»In ihren letzten Momenten warf sich meine Frau auf den Boden und dann fiel Beton auf ihren Kopf. Wir haben nicht gedacht, dass die Decke und die Wände einstürzen würden. (…) Ich war erfüllt von der ganzen Wut des Universums. Aber als ich hörte, dass eine meiner Töchter am Leben ist, sagte ich Gott sei Dank.«
Die Familie hatte sich in Sicherheit gewähnt, weil im selben Gebäude Ärzte wohnten – und eben wegen des Schutzraums, über den nicht alle Häuser in Gaza verfügen. Genützt hat es nichts.
Riyad Eshkuntana, Überlebender:
»Kurz vor der Explosion saßen wir im Wohnzimmer und brachten die Mädchen ins Bett. Ich habe drei Mädchen und zwei Jungen. Wir bringen sie immer zum Schlafen in einen Schutzraum. Wenn es einen Luftangriff nahe der Straße gibt, dann sind sie möglichst weit weg von den Explosionen.«
Viele Palästinenser in Gaza sind gefangen zwischen den radikalislamischen Gruppen und dem israelischen Militär, das seit Tagen ein Tunnelsystem der Hamas bombardiert. Die Hamas wiederum feuerte in der vergangenen Woche mehr als 2800 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel ab. Eine von ihnen schlug am Freitag im Nachbarhaus der Familie Waizmann ein.
Sarit Waizmann, Kosmetikerin:
»Ich stieg in die Dusche, und mein Mann sagte mir, ich solle mich ducken, wenn es Raketenalarm gibt. Als ich mir gerade die Haare gewaschen habe, hörte ich die Sirene. Ich bin sofort ins Wohnzimmer gerannt, habe es aber nicht mehr in den sicheren Raum geschafft. Ich habe mich in die Ecke des Wohnzimmers gesetzt, so nah wie möglich an die Wand.«
Ein Schrapnell schlug in die Dusche ein. Die schwangere Frau hatte Glück: sie und ihr ungeborenes Kind blieben unverletzt. Die Nachbarn konnten sich in ihren Schutzraum retten.
Die Raketenangriffe auf Israel haben bisher zehn Menschen getötet. Unter den Opfern seien auch zwei Kinder, so die israelische Regierung. In Gaza starben seit Beginn der Eskalation laut dem Gesundheitsministerium mehr als 198 Menschen, darunter 58 Kinder.
Israels Armee bemüht sich nach eigenen Angaben, zivile Opfer zu verhindern. Der Hamas wirft sie vor, sich in dicht besiedelten Gebieten zu verstecken und Zivilisten als Schutzschild zu benutzen.