Iran Menschenrechtlerin Sotudeh muss Resthaft im Frauengefängnis absitzen

Nasrin Sotudeh
Foto: Str/ dpaKeine Gnade für Nasrin Sotudeh: Die mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnete iranische Menschenrechtsanwältin muss ihre Reststrafe jetzt in einem Frauengefängnis absitzen. Das gab ein Sprecher der Gefängnisverwaltung Teherans bekannt.
Die Begründung: Sotudeh sei nicht mehr als politische, sondern als normale Gefangene eingestuft. Deshalb sei sie vom Ewin-Gefängnis in Teheran in die Frauenhaftanstalt Gharchak südlich der Hauptstadt verlegt worden. Dort müsse sie den Rest ihrer zwölfjährigen Haftstrafe absitzen, so der Sprecher laut Nachrichtenagentur Mehr ohne weitere Erläuterungen.
Sotudehs Mann Resa Chandan hatte am Dienstag die Gefängnisverwaltung scharf verurteilt. Diese hatte seinen Angaben zufolge der Menschenrechtlerin zunächst mitgeteilt, dass sie ins Krankenhaus gebracht werde.
Dann aber stellte sich heraus, dass sie ins Gharchak-Gefängnis verlegt wurde. Dort seien die hygienischen Verhältnisse jedoch noch schlimmer als im Ewin-Gefängnis, so Chandan auf Twitter und Facebook. Dieser Schritt sei eine verantwortungslose Gefährdung ihrer Gesundheit, da sie angesichts ihres besorgniserregenden Zustands umgehend ins Krankenhaus gebracht werden muss, kritisierte Chandan.
Sotudeh hatte vergangenen Monat nach fast 50 Tagen ihren Hungerstreik beendet. Zuvor musste sie wegen einer Herzschwäche fünf Tage lang in einem Krankenhaus in Teheran behandelt werden. Mit dem Hungerstreik wollte die 57 Jahre alte Anwältin und Frauenrechtlerin gegen die Haftbedingungen der politischen Gefangenen während der Corona-Pandemie protestieren.
Sotudeh wird "staatsfeindliche Propaganda" vorgeworfen. Über ihre Haftstrafe gibt es unterschiedliche Angaben. Nach Angaben ihres Ehemannes wurde sie 2018 von einem Revolutionsgericht zu einer Haftstrafe von 33 Jahren und sechs Monaten sowie zu 148 Peitschenhieben verurteilt. Von der Haft muss sie mindestens 12 Jahre absitzen. Später war aber auch von 38 Jahren die Rede.
Sotudeh hatte vor Gericht alle gegen sie erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen. Sie engagiere sich lediglich friedlich für Frauenrechte und gegen die Todesstrafe im Land. Sie und ihr Mann gehören zu den renommiertesten Menschenrechtsaktivisten in Iran.